Samstag, 23. November 2024

23.11.2024: Rosenmontag in Hilden: Die Kamelle-Krise und die neue Ära der Schokoriegel

Ach, der Rosenmontag – ein Tag, an dem Kinder mit Beuteln bewaffnet Jagd auf fliegende Süßigkeiten machen, während Erwachsene verzweifelt versuchen, ihre Kaffeebecher vor einer Lawine aus Bonbons und Konfetti zu retten. Doch jetzt, liebe Jecken, weht ein frischer Wind durch die Straßen von Mainz und Hilden. Oder vielleicht sollten wir sagen: Es fliegt weniger. Denn die Karnevalisten haben einen Entschluss gefasst, der Traditionen auf den Kopf stellt – und uns allen die Frage aufdrängt: Ist das noch Karneval oder schon Nachhaltigkeitstraining?

Die Mainzer machen vor, wie es geht: weniger Wurfmaterial, dafür hochwertiger und ohne Plastik- oder Metallkonfetti. Der Gedanke dahinter? Bonbons, die von den Menschen sowieso nicht aufgehoben werden, sind schlichtweg Zucker für die Kanalisation. Mainz sagt: Schluss mit der Straßenverklebung und her mit einem umweltfreundlichen Karneval! Der dortige Oberbürgermeister Nino Haase bringt es pragmatisch auf den Punkt – und hier sollten wir kurz innehalten, um die Tragweite seiner Worte zu würdigen: „Ein Teil des Wurfmaterials bleibt oft liegen.“ Ein Teil, Nino? Ich wage zu behaupten, dass ein Drittel aller Kamelle am Aschermittwoch zwischen Gullideckeln begraben ist.

In Hilden sieht man das ähnlich, allerdings mit einem zusätzlichen Twist: Das Budget hat sich klein gemacht, vielleicht aus Solidarität mit den schrumpfenden Süßigkeitenbergen. Präsident Stefan Schlebusch vom Carnevals Comitee Hilden erklärt, dass künftig weniger, aber dafür edleres Zeug durch die Luft segeln wird. Schokoriegel, Popcorn, Chipstüten – ein Traum für alle, die schon immer der Meinung waren, dass Bonbons für Amateure sind. Die neue Generation Karnevalssüßigkeiten ist handlich, gehaltvoll und verpackt genug, um nicht sofort auf dem Bürgersteig zu zerfallen.

Interessanterweise tauchen auch Taschentücher und Werbeartikel auf der Wurfliste auf. Taschentücher! Endlich! Die Erkältungszeit und der Karneval gehen bekanntlich Hand in Hand, und was könnte nützlicher sein, als ein Taschentuch im richtigen Moment? Gut, es ist nicht ganz so glamourös wie ein Mars-Riegel, aber wer braucht schon Glamour, wenn die Nase läuft?

Der große Konfettiregen, der Karnevalisten in anderen Städten verzückt, war in Hilden übrigens eh nie ein Thema. Hier hält man sich traditionell an die Devise: weniger ist mehr. Vielleicht hat das Publikum in Hilden ja seit jeher selbst Konfetti mitgebracht, wer weiß. Auf jeden Fall bleibt uns das Bild einer Stadt, die sich – ob aus ökologischen oder finanziellen Gründen – anpasst, ohne ihre närrische Seele zu verlieren.

Was bleibt also? Ein Rosenmontag mit Schokoriegeln statt Bonbons, mit Taschentüchern statt Plastik und mit etwas weniger Wurfmaterial insgesamt. Es ist eine neue Ära, ein Karneval der Vernunft – und vielleicht auch der Hoffnung. Denn wenn der Karneval es schafft, umweltfreundlicher zu werden, dann ist doch alles möglich. Sogar eine Welt, in der keine Kamelle mehr zwischen Gullideckeln landet. Helau!



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