Manchmal schreibt das Leben Geschichten, bei denen man sich fragt: Ist das noch Kommunalpolitik oder schon eine Netflix-Serie mit dem Arbeitstitel „Haus des Wahlzettels“? Hilden hat gewählt – und zwar nicht nur einen Bürgermeister, sondern direkt einen neuen alten Bürgermeister samt All-inclusive-Paket: Ehefrau, Kinder, deren Partner und den obligatorischen Überraschungserfolg der CDU.
Claus Pommer, der politisch freundliche Dauerläufer im Nadelstreifenanzug, stand erneut zur Wahl – und gewann. Schon wieder. Und das mit satten 53,3 Prozent im ersten Durchgang. Kein Krimi, keine Stichwahl, kein Zittern. Nur ein überraschter Pommer, der, während er sich mit Ehefrau Elke artig bei den Wähler:innen bedankt, innerlich wahrscheinlich denkt: „Na gut, dann mache ich halt weiter.“
Dass Pommer selbst mit einer Stichwahl gerechnet hatte, macht das Ganze doppelt charmant. Offenbar war man im CDU-Lager so auf Demut eingestellt, dass man den Sekt für die Wahlparty sicherheitshalber durch Multivitaminsaft ersetzt hatte. Stattdessen: Freudentaumel de luxe. Alle Direktkandidaten der CDU siegten in ihren Bezirken. Wahrscheinlich wurde selbst der Parteikühlschrank über Nacht zum CDU-Mitglied erklärt – aus Dankbarkeit.
Die Mitbewerber hingegen stehen da wie beim letzten Platz im Pub-Quiz: bemüht, aber enttäuscht. Kevin Buchner (SPD) konnte nicht mal in seinem eigenen Wahlbezirk gewinnen – was in der Politik ungefähr so ist, wie zu Hause beim Familien-Kartenspiel zu verlieren. Seine Begründung: Viele neue Haushalte, unbekanntes Team, schwierige Umstände. Übersetzt: „Die anderen hatten einfach den besseren Spielplan.“
Auch FDP-Kandidat Rudi Joseph hatte sich mehr erhofft. Statt Champagner gab's bittere Pillen. Er gratulierte Pommer telefonisch – was ein bisschen so klingt wie: „Ich komme nicht zur Party, aber sag ihm, er war okay.“ Für die FDP in Hilden war es jedenfalls kein goldener Abend. Eher so einer mit vergessenen Wahlplakaten und kalten Häppchen.
Und dann sind da noch die Piraten. Ja, sie existieren noch. Bürgermeisterkandidat Ralf Stahr stellte enttäuscht fest, dass nun alles beim Alten bleibt. „Weiter so“ eben – was in der Piratensprache vermutlich „Arrrgh!“ bedeutet.
Selbst die AfD, sonst eher Spezialist für innere Turbulenz und äußere Empörung, ist mit 14,2 Prozent drittstärkste Kraft geworden. Man weiß nicht, ob das ein Trend oder ein Versehen war – aber es gibt sicher bereits mindestens drei Facebook-Posts dazu mit Großbuchstaben und Ausrufezeichen.
Claus Pommer hingegen bleibt gelassen. Wahl gewonnen, Familie dabei, Versprechen gemacht, alles korrekt. Der Bürgermeister, der aussieht wie ein smarter Bankberater und spricht wie ein netter Schwiegersohn, wird also auch die nächsten Jahre durch Hilden spazieren – mit dem Satz auf den Lippen: „Ich mache das für euch. Auch wenn ich’s selbst nicht so ganz fassen kann.“
Und die CDU? Die darf sich ruhig noch ein paar Tage freuen. Solche Siege kommen schließlich nicht oft vor. Schon gar nicht in Zeiten, in denen Parteibücher so beliebt sind wie Bedienungsanleitungen von Faxgeräten.
Hilden bleibt also, was es ist: Ein Ort, an dem selbst die Wahlverlierer höflich gratulieren, die Gewinner sich wundern und am Ende alle hoffen, dass das Rathaus auch weiterhin mehr Verwaltungsakt als Actionfilm bleibt.
Montag, 15. September 2025
15.9.2025: Hilden wählt Pommer – und die CDU fällt vor Freude fast vom Stuhl
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