Sonntag, 21. September 2025

21.9.2025: Hilden lebt – aber halt eher mit Zimmerlautstärke

Wer auf TikTok nach „Hilden“ sucht, könnte meinen, die Stadt sei ein Lost Place mit WLAN – oder zumindest der deutsche Vorort des Vergessens. Kommentare wie „Hilden tot“, „hier geht gar nichts ab“ oder der etwas ratlose Hilferuf „Hilden, wo seid ihr?“ geben ein eher… sagen wir: verhaltenes Bild ab. Doch Moment mal – ist Hilden wirklich so langweilig, wie das Internet es will? Oder ist es einfach nur ein Ort, an dem man seinen Spaß zwischen Café New York und gesetzlicher Nachtruhe selbst finden muss?

Die Stadt jedenfalls bleibt gelassen. 57.000 Einwohner, gute Anbindung an Düsseldorf und Köln – da kann man schon mal ein bisschen chillen. Und wenn das Nachtleben nicht wie auf der Düsseldorfer Kö eskaliert, dann hat das vielleicht auch seine Vorteile: Man kommt noch mit beiden Schuhen nach Hause, hat keine Glitzerreste im Gesicht und erinnert sich am nächsten Morgen sogar an das Gespräch über die Getränkekarte.

Das Jugendparlament gibt sich diplomatisch: Es ist etwas los – „in einem beschränkten Maße“. Übersetzt heißt das: Wer weiß, wo er suchen muss, kann was finden. Bars wie das „Coco Loco“ oder das „Weeknd“ versprechen zumindest namentlich eine gewisse Party-Atmosphäre – auch wenn man am Ende vielleicht nur ein Weinschorle trinkt und sich darüber beschwert, dass die Musik zu laut oder zu leise ist.

Besonders kreativ zeigt sich Hilden, wenn’s ums Veranstaltungsangebot geht. Weinfest, Street-Food-Festival, Weihnachtsmarkt – klingt ein bisschen nach „Google, was kann man im Herbst mit Glühwein machen?“, aber hey: lieber dreimal warm ums Herz als einmal kalt im Club. Und wenn alle Stricke reißen, gibt’s ja noch den „Black Pub“ – allein der Name lässt vermuten, dass man dort zumindest so tut, als könnte man aus Versehen Spaß haben.

Natürlich ist Hilden nicht Berlin. Oder Köln. Oder selbst Langenfeld, wo man immerhin mal im Kino Popcorn überteuert inhalieren kann. Aber: Muss immer alles „Metropole“ sein? Ist es nicht auch charmant, wenn man sich abends auf dem Marktplatz trifft, das WLAN streikt, man aber wenigstens noch weiß, wie man miteinander redet?

Ein echtes Highlight ist übrigens die „Kneipen-Nacht“. Rund 2000 Leute pilgern da durch Hilden und feiern mit Live-Musik – also quasi Karneval, nur ohne Pappnase und mit etwas mehr Bierprozent. Und im Sommer geht's weiter: Vereinsfeste schießen aus dem Boden wie Gänseblümchen – man muss nur aufpassen, dass man nicht aus Versehen beim Schützenverein statt bei den Veganern landet.

Klar: Nach 22 Uhr wird’s tricky. Die Nachtruhe ist heilig. Also wirklich heilig. Wie sonntags die Bäckerei um 12:01 Uhr. Die Stadt sagt: „Geht nicht, Nachbarn wollen schlafen.“ Die Jugendlichen sagen: „Geht nicht, wir wollen tanzen.“ Der Kompromiss ist meistens: Netflix.

Trotzdem bewegt sich was. Das Jugendparlament redet mit, der Förderplan will Jugendliche einbinden, und das Stadtmarketing wirft mit „Markt Vibes“ um sich. Klingt ein bisschen nach Ibiza für Introvertierte, aber es ist ein Anfang. Immerhin: Die Stadt will wissen, was fehlt – ob das WLAN auf der Parkbank oder die After-Hour im Parkdeck ist.

Also ja: Hilden ist nicht tot. Es schläft nur manchmal mit offenen Augen. Aber wer ein bisschen sucht (und bereit ist, den Bus nach Mitternacht zu verpassen), kann hier schon was erleben. Und wer mehr will – tja, der ist in 14 Minuten in Düsseldorf. Oder bleibt einfach und macht selbst was los. Denn wenn Hilden eins braucht, dann weniger TikTok-Kommentare – und mehr Leute, die statt meckern einfach mal tanzen. Leise, versteht sich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen