Montag, 29. September 2025

29.9.2025: Brückenschlag ins Ungewisse – oder: Wie Hilden beinahe von einem Poller gerettet wurde

Es gibt Geschichten, die so absurd klingen, dass man sie nicht erfinden könnte. Willkommen in Hilden, wo eine Brücke namens Itter seit Jahren marode vor sich hinrostet – und wo man sich trotzdem mehr Mühe gibt, Alternativen zur Reparatur zu finden, als bei einer durchschnittlichen Staffelsitzung von „Bauer sucht Frau“.

Seit 2017 ist klar: Die Brücke muss gemacht werden. Und seit 2023 weiß man: Das wird teuer. Also sehr teuer. Genauer gesagt: sechs Millionen Euro. Eine Summe, bei der selbst die Stadtkasse anfängt zu husten. Verständlich also, dass man kreativ wird – und „kreativ“ ist in der Lokalpolitik ja meist das Synonym für: „Wir schieben das Problem einfach noch ein bisschen.“

Die Lösung? Poller. Ja, richtig gelesen. Die CDU hatte die glänzende Idee, die marode Brücke einfach zu entlasten – durch das Aufstellen von hydraulischen Pollern in der Schwanenstraße. So sollte der Verkehr gezähmt, der historische Ortskern geschützt und die Brücke irgendwie... am Leben erhalten werden. Und vielleicht noch ein Einhorn gezüchtet, wer weiß. Ein Gutachter wurde beauftragt, denn in Deutschland wird erst mal alles ordentlich untersucht – besonders dann, wenn die Lösung aussieht wie aus einem schlechten Slapstickfilm.

Währenddessen liefen Anwohner Sturm. Apotheker Jürgen Wunderlich – vermutlich der Held, den Hilden nie wollte, aber dringend brauchte – sammelte über 900 Unterschriften gegen die Poller-Idee. Sein Argument: Menschen mit Mobilitätseinschränkung können eben nicht mal eben 100 Meter durch den historischen Stadtkern humpeln, nur um zum Arzt zu kommen. Wer hätte gedacht, dass Barrierefreiheit 2025 noch ein Thema ist – immerhin haben wir fast Flugtaxis, aber keine barrierefreie Brückenplanung.

Das Poller-Abenteuer fand schließlich sein wohlverdientes Ende, als der Gutachter nüchtern feststellte: „Geht nicht.“ Genauer: „Basierend auf den geometrischen Verhältnissen… bla bla… keine Alternative zur Brückenerneuerung.“ Übersetzt: Ihr könnt euch die Poller sonstwohin schieben – die Brücke muss neu.

Und jetzt? Jetzt wird’s richtig schön: Die neue Kostenschätzung liegt vor – stolze 6.994.725 Euro. Also rund eine Million mehr als gedacht. Überraschung! Die Verwaltung kommentiert das in gewohnt lyrischer Schönheit: „Aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung liegt die aktualisierte Kostenberechnung über der vorherigen.“ Man spürt förmlich die Tränen auf der Tastatur beim Verfassen dieser Zeile.

Währenddessen wird die Brücke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Der Schülerverkehr soll „alternative Wege“ nutzen – vermutlich via Schlauchboot oder Einrad über die Itter. Und wer meint, das sei alles schon zu viel Drama: Es wird sogar damit gerechnet, dass sich Eigentümer und Gewerbetreibende bei der Stadt melden könnten – mit „finanziell ausgleichenden Ansprüchen“. Ach was!

Fazit: Die Brücke ist kaputt, die Kassen leer, die Ideen skurril und die Geduld der Bürger wohl irgendwo zwischen „fluchend“ und „resigniert“. Die Politik muss jetzt entscheiden – schon wieder. Aber immerhin eines ist sicher: In Hilden geht’s immer weiter. Irgendwie. Zur Not eben mit Poller.

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