Manchmal fühlt sich Stadtentwicklung ein bisschen an wie ein Überraschungsei: Man weiß nie so recht, was drin ist – Spielzeug, Schokolade oder doch nur ein kaputter Aufkleber. In Hilden jedenfalls liegt das Überraschungsei mitten in der Innenstadt und hört auf den glamourösen Namen „Marktpassage“. Ein Ort, der in den letzten Jahren mehr Durchzug als Durchlauf hatte und dessen leere Schaufenster manchmal wie eine Galerie der Enttäuschung wirkten. Doch siehe da – plötzlich tut sich was!
Der erste Lichtblick: Ein Zahnarzt zieht ein. Und zwar nicht irgendeiner, sondern ein ganzes MVZ – das klingt so nach Hightech und Hygienestandards, dass man direkt Lust bekommt, sich freiwillig einen Weisheitszahn ziehen zu lassen. Der neue Mieter kommt aus dem Wuppertaler „Sassehaus“ – was klingt wie ein Hobbitdorf mit Mundspülungspflicht – und will große Flächen belegen. Die Stadt freut sich, denn da, wo einst Glücksspielautomaten rattern, soll künftig Zahnstein entfernt werden. Eine klassische Win-Win-Situation, besonders für das Karies-freie Image der Innenstadt.
Doch wer ist eigentlich der neue Besitzer des Ganzen? Tja, das weiß keiner so genau. Es wurde angeblich verkauft, aber die Verkaufsanzeige steht immer noch online – „nur zur Veranschaulichung“, wie man bei der Kölner RIG Verwaltungs GmbH meint. Ganz sicher ist also nur, dass nichts sicher ist. Die Marktpassage bleibt damit nicht nur ein Immobilienprojekt, sondern auch ein Krimi. Wer hat’s gekauft? Wer weiß was? Und wo sind eigentlich die restlichen Eigentümer? Hilden, bitte einmal „Tatort – Mittelstraße“ drehen!
Doch es gibt nicht nur Bohrer und Bürokratie – auch kulinarisch wird’s spannend. Das „China Happy Day“ ist zurück. Und zwar mit dem alten Koch, dem alten Geschmack und hoffentlich nicht mit den alten Essstäbchen. In einer Zeit, in der Restaurants schneller verschwinden als TikTok-Trends, ist das eine Art gastronomisches Comeback-Wunder.
Nur einen Steinwurf entfernt dann das nächste Highlight: „My Burgerie & Tapas“ ersetzt die Pasta-Bar „Fusilli“. Der Name klingt wie ein kulinarisches Speed-Dating zwischen Spanien und Texas. Burger und Tapas in einem Laden – das ist entweder ein mutiger Crossover oder ein verzweifelter Versuch, jeden Geschmack zwischen 11:30 und 22 Uhr zu treffen. Immerhin: Der Außenbereich wird erweitert, sogar vor dem Schaufenster des Maklerbüros. Da kann man dann bei Patatas Bravas gleich ein paar Immobilienangebote inhalieren. Multitasking auf Hildener Art!
Und was ist mit „Depot“? Nun, da tut sich noch nix, aber es gibt „Interessenten“. So wie bei dem einen Freund, der seit drei Jahren „bald einen Roman veröffentlicht“. Aber gut, immerhin hat das Ladenlokal keine Aversion gegen Besucher. Noch nicht.
Fazit: Die Marktpassage ist zwar noch kein pulsierender Hotspot mit Laufkundschaft im Sekundentakt – aber sie lebt wieder! Ein bisschen wie ein SimCity-Spielstand, den man nach zwei Jahren Ladebildschirm doch nochmal öffnet. Wer weiß, vielleicht stehen demnächst Yogastudios neben Nagelstudios und plötzlich gibt’s Warteschlangen vor der ehemaligen Spielhalle – nicht wegen Automaten, sondern wegen Zahnreinigung. Und das wäre doch mal eine Entwicklung mit Biss.
Sonntag, 11. Mai 2025
11.5.2025: Zähne, Burger und Geheimniskrämerei – Die Renaissance der Hildener Marktpassage
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