Ab dem 1. August wird’s musikalisch teurer und literarisch kostspieliger: Hilden hat beschlossen, Kulturbildung künftig mit einem Hauch von Luxus zu versehen. Wer Geige lernen oder Goethe lesen will, darf dabei gleich ein bisschen Lebenserfahrung in Form von erhöhten Gebühren sammeln. Der Stadtrat sagt: Das ist „turnusmäßig“. Die Bürger sagen vermutlich: „Ach, das auch noch?!“
Zunächst zur Musikschule. Die Preiserhöhung dort klingt wie ein leises Crescendo: Zwei Prozent mehr auf alles – fast wie beim Supermarkt, nur dass man hier am Ende keine Nudeln, sondern eine Querflöte in der Hand hält. 45 Minuten Einzelunterricht kosten bald 125,25 Euro. Eine Zahl, die nicht nur musikalisch klingt, sondern auch nach: „Oha, vielleicht bleib ich doch beim Blockflötenspiel auf YouTube.“
Auch das JeKits-Programm trifft es – das niedliche Kürzel steht für „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“, aber ab August wohl eher für „Jetzt etwas Kostspieliger im dritten Schuljahr“. Immerhin: Erwachsene zahlen weiterhin 25 Prozent extra – vermutlich als kleine Strafe für das eigene frühe Aufgeben beim Klavierunterricht.
Instrumente ausleihen bleibt möglich, aber auch das wird teurer. 96 Euro im Jahr für ein „einfaches“ Instrument. Wer sich also einen Einsteigerkontrabass ausleihen will – und keine Angst vor Bandscheibenvorfällen hat – darf das tun, solange der Neupreis unter 500 Euro liegt. Für teurere Schätze steigt die Leihgebühr auf 180 Euro. Wer da noch Geige übt, muss wohl wirklich brennen für Paganini.
Neu im Programm: Ensemble-Coaching! Klingt nach Business-Seminar, ist aber tatsächlich musikalisches Team-Building. Wer als Erwachsener mitmacht, zahlt 50 Prozent des Ensemblepreises plus 25 Prozent Erwachsenenaufschlag – sofern man nicht schon ein anderes Fach belegt. Vielleicht wäre das auch ein gutes Finanzierungsmodell fürs Stadttheater: „Sitzplatz nur mit Soloprobenpflicht“.
Die Stadtbibliothek zieht ebenfalls nach – hier wird aus „umsonst und draußen“ langsam „kostspielig, aber drin“. Die Jahresgebühr steigt auf 20 Euro für Einzelpersonen, 23 Euro für Familien. Dafür gibt’s CDs jetzt vier Wochen statt zwei. Ein echter Trost für alle, die noch ein funktionierendes CD-Laufwerk besitzen. Oder Kinder mit Tonieboxen.
Und wer seine Bücher dreimal falsch zurückgibt, darf künftig ein Jahr Pause machen – Literatur ist eben keine Einbahnstraße. Apropos Einbahnstraße: Wer über 10 Euro Schulden hat, wird rigoros gesperrt. Die Stadt hat offensichtlich genug von säumigen Lesern und will ihre Bibliothek lieber mit Menschen füllen, die pünktlich und schuldenfrei sind – also ungefähr drei Personen.
Insgesamt sollen die Änderungen jährlich rund 6000 Euro mehr in die Kassen der Stadtbibliothek spülen. Damit kann man sich vielleicht ein paar neue Bestseller leisten. Oder ein Flipchart. Die Musikschule bleibt in ihrer Einnahmeerwartung etwas vage – was daran liegt, dass Musikunterricht eben nicht so berechenbar ist wie ein Haushaltsplan. Wer hätte gedacht, dass Kulturförderung so spannend klingen kann wie ein Wirtschaftskrimi?
Bleibt die Frage: Wird Hilden jetzt zur Eliteschmiede für reiche Leseratten und wohlhabende Hobbycellisten? Oder ist das einfach der Preis der Zeit? In jedem Fall kann man sagen: Wer in Hilden künftig Kultur genießen will, darf das tun – aber eben nicht mehr ganz für lau. Dafür mit Stil, Haltung und einem leisen Summen im Portemonnaie.
Mittwoch, 16. Juli 2025
16.7.2025: Hildener Bildungsbürger bald pleite – Preiserhöhung mit Bildungsauftrag
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