Hilden, die Stadt der kurzen Wege und langen Leerstände, hat wieder gute Nachrichten zu vermelden – oder zumindest so etwas Ähnliches. Die Innenstadt lebt! Naja, sie zuckt. Immerhin. Denn die Schulstraße, einst pulsierendes Herz des Einzelhandels, hat sich offenbar geschüttelt, ein bisschen aufgerichtet und flüstert jetzt vorsichtig: „Ich bin noch nicht ganz tot.“
An der Schulstraße 13, dort wo früher das „Café Bauchgefühl“ beheimatet war – ein Ort, an dem junge Mütter mit Latte Macchiato und Stillkissen ihre innere Mitte suchten – zieht demnächst ein ganz anderes Kaliber ein: eine Praxis für Physiotherapie. Denn seien wir ehrlich: Wer durch die Hildener Innenstadt spaziert, kriegt spätestens am Warrington-Platz einen steifen Nacken vom vielen Kopfschütteln über leerstehende Schaufenster. Da passt Physiotherapie also wie die Faust aufs verspannte Schulterblatt.
Aber auch andere Häuser, die bislang im Dornröschenschlaf vegetierten, regen sich. Das ehemalige Schuhgeschäft an der Ecke Schulstraße/Mittelstraße hat angeblich Interessenten. Gerüchten zufolge Menschen, die tatsächlich etwas verkaufen wollen. Was genau, bleibt geheim – vielleicht Schuhe? Oder doch wieder ein Lager für Dinge, die niemand braucht, aber jeder irgendwo bunkert? Hauptsache, es sieht von außen wieder so aus, als würde drinnen jemand arbeiten.
Das Rathaus-Center hat da weniger Glück. Der letzte Mieter ist „Knall auf Fall“ gegangen – was vermutlich ein Euphemismus für „nachts bei Mondschein verschwunden, während die letzte Miete noch unbeantwortet in der Schublade lag“ ist. Stattdessen klopfen jetzt Friseure, Döner-Betreiber und Barber-Shops an – also all jene, die gefühlt schon in jedem zweiten Ladenlokal der Republik sitzen. Die Eigentümer winken aber höflich ab: Man möchte gern jemanden, der nicht schneidet, würzt oder schäumt. Sondern etwas anderes macht. Irgendwas. Hauptsache, es kostet nicht gleich eine sechsstellige Summe für Umbauten, Toiletten und Wasseranschlüsse.
Am Axlerhof gibt ein Juwelier auf – wegen Baustelle, Corona und vermutlich einer schlechten Sternenkonstellation. Dafür läuft’s in der Bismarckpassage wieder besser. Dort kommt Kundschaft, und die will offenbar Ketten und Klunker.
Ein ganz besonders trauriger Fall ist das ehemalige „Depot“-Geschäft. Dekorieren ist aus der Mode, und das riesige Ladenlokal wartet seit Monaten auf neue Ideen. Wirtschaftsförderer Schwenger bleibt gelassen: „Fünf Monate Leerstand sind normal.“ Na dann – willkommen im ganz normalen Leerstands-Wahnsinn.
Doch keine Sorge, Hilden gibt sich nicht auf. Die Stadt, in der selbst verlassene Ladenlokale irgendwann wieder Freunde finden, kämpft weiter. Und wer weiß – vielleicht wird bald das nächste Lager zum nächsten Hoffnungsträger. Oder das Café „Bauchgefühl 2.0“ öffnet, diesmal für erschöpfte Ladenbesitzer mit Rückenschmerzen.
Man darf ja träumen.
Sonntag, 20. Juli 2025
20.7.2025: Neuer Glanz in der Hildener Fußgängerzone: Zwischen Babybeach und Barber-Blockbuster
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