Wenn ein Biergarten im Hochsommer schließen muss, fühlt sich das ein bisschen so an, als würde der Weihnachtsmann im Dezember in Elternzeit gehen. In Hilden ist genau das passiert: Die Gaststätte „Alter Markt“, mitten in der Innenstadt, wo man sonst mit einem kühlen Getränk die Sonne feiern konnte, hat dichtgemacht. Nicht, weil das Bier schlecht war, nicht, weil der Wirt plötzlich lieber Influencer auf Mallorca werden wollte – nein, der Grund ist deutlich profaner: Es fehlt Personal. Oder, wie man im Gastro-Deutsch sagt: Der Spüler ist weg, und die Küche steht auf Stand-by.
Man stelle sich das vor: Rund 200 Plätze im Außenbereich, zehn (!) im Innenraum – das klingt nicht nach einem Restaurant, sondern nach einem Pavillon mit Sitzgelegenheit für Fortgeschrittene. Im Winter herrscht drinnen also mehr Wohnzimmeratmosphäre als Gastronomiebetrieb, was auch erklärt, warum der Laden komplett vom Sommergeschäft abhängig ist. Und da müsste man natürlich Leute haben, die *nicht* dann arbeiten, wenn alle anderen Urlaub machen. Kleiner Spoiler: Die gibt es nicht mehr. Vielleicht irgendwo in Island. Aber nicht in Hilden.
Die Pächterin Pavlina Petreska hat es versucht. Sie hat gesucht, gefragt, gebettelt – vermutlich auch mal laut in den Himmel geschrien. Aber zwölf motivierte Menschen für ein Saisonlokal zu finden, das ist heutzutage ungefähr so wahrscheinlich wie ein pünktlicher Bus nach Feierabend. Und so entschloss sie sich: Schluss jetzt. Deckel drauf. Oder wie man in der Gastro sagt: „Küche kalt, Zapfhahn zu, draußen bleibt’s leer.“
Dabei läuft es in ihren anderen Läden – dem „Café Overstolz“ und dem „Café New York“ – ganz prima. Die haben nämlich einen Innenbereich, der seinen Namen auch verdient. Und: Sie laufen ganzjährig. Dort kann man Mitarbeitende noch mit Argumenten wie „verlässliches Einkommen“ und „Urlaub im Januar“ ködern. Im „Alten Markt“ hingegen? „Du arbeitest dann, wenn andere Urlaub machen – und im Winter machen wir zu, aber die Miete läuft weiter.“ Klingt jetzt nicht nach Traumjob.
Auch der Gastroverband hat wenig Hoffnung zu spenden. Die Lage bleibt mies, der Fachkräftemangel hält an, die Kosten steigen, und der Umsatz... sinkt. Es ist ein bisschen wie beim Wettrennen mit Bleischuhen – man kann rennen, aber das Ziel entfernt sich trotzdem. Immerhin: Es gibt Hoffnung. Ein neuer Pächter hat sich gefunden. Vielleicht jemand mit großer Familie, viel Enthusiasmus und einem Spülmaschinen-Fetisch. Man weiß es nicht.
Was bleibt? Ein leerer Platz in der Innenstadt, ein weinendes Weizenglas – und die Erkenntnis, dass eine Gaststätte nicht nur gutes Wetter, sondern auch gute Leute braucht. Wer also diesen Sommer auf dem Alten Markt kein Bier bekommt: nicht traurig sein. Einfach beim nächsten Café vorbeischauen. Und dem neuen Pächter im kommenden Jahr ganz fest die Daumen drücken. Oder noch besser: eine Bewerbung dalassen. Spülen kann man schließlich lernen.
Sonntag, 27. Juli 2025
27.7.2025: Hildener Gaststätte macht dicht – wegen zu viel Sommer und zu wenig Spüler
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