Samstag, 26. Juli 2025

26.7.2025: Endlich trocken in Hilden: Wenn die Deutsche Bahn ein Dach draufsetzt

Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich wie ein König. Zum Beispiel, wenn man in Hilden auf dem Bahnsteig steht – und es regnet nicht auf den Kopf. Kein tropfendes Provisorium, keine windschiefen Überreste aus den 70ern, sondern ein echtes, frisches, nagelneues Bahnsteigdach. Die Bahn hat es tatsächlich getan: 1,7 Millionen Euro hat sie in Hilden gelassen, nicht für neue ICEs, sondern für Sitzmöbel, Vitrinen – und eben dieses Dach. Applaus, bitte. Ganz leise, die Bauarbeiter schlafen vielleicht noch.

Die Modernisierung kam nicht über Nacht. Nein, sie kam über viele Nächte, Wochenenden und Sperrpausen, in denen nichts fuhr außer vielleicht ein resignierter Gedanke. Kampfmittelsondierungen, elektrische Anlagen, Gitterkräne, die 75 Tonnen stemmen – wer braucht schon Actionfilme, wenn man dem Hildener Bahnsteig beim Wachsen zusehen kann? Man kann förmlich die Spannung spüren: „Wird der Stahlträger heute eingehoben oder morgen? Und wo ist eigentlich der Bagger hin?“

Natürlich ging das Ganze nicht ohne Sperrpausen – ein schöner Euphemismus für: „Die Züge fahren nicht, aber hey, guck dir doch mal an, wie schön das Dach wird!“ Man könnte fast sagen, die Bahn hat uns gelehrt, Geduld zu haben. Und wer hätte gedacht, dass man sich einmal über neue Vitrinen freut? Endlich wieder Werbung und Fahrpläne hinter Glas, geschützt vor dem berüchtigten Hildener Wetter und den gelegentlich kunstvollen Filzstift-Botschaften aus der Pubertäts-Hölle.

Die Ausstattung auf 56 Metern ist jetzt „modern“. Was das heißt? Niemand weiß es genau, aber vermutlich sitzt man nun etwas ergonomischer während der nächsten Zugverspätung. Und wer sich über das Dach freut, freut sich sicher auch über die Nachricht: Es gibt noch mehr Baustellen! Denn parallel wird fleißig am elektronischen Stellwerk für das östliche Rheinland gearbeitet – klingt nach einer Mischung aus Hightech und „Kann noch dauern“.

Aber Hilden kann nun stolz sein. Nicht auf die Pünktlichkeit der Züge – das wäre überambitioniert – sondern auf ein Dach. Ein echtes, stabiles, ehrliches Dach. Und Sitzgelegenheiten, die nicht aussehen, als hätte jemand sein Altmetall auf dem Bahnsteig vergessen. Es sind die kleinen Dinge im Leben – und in Hilden –, die zählen.

Also, liebe Deutsche Bahn: Weiter so. Vielleicht kriegen wir ja bis 2080 auch noch WLAN auf dem Bahnsteig. Bis dahin genießen wir einfach die Trockenheit.

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