In Hilden hat man sich endlich entschieden: Regenbogenfarben dürfen auf den Asphalt – zumindest fast. Mit einer Mehrheit so hauchdünn wie der Streifen zwischen Latte Macchiato und Milchschaum (elf zu zehn Stimmen) hat der Stadtentwicklungsausschuss einen Antrag der Grünen angenommen, um ein buntes Zeichen für Toleranz, Vielfalt und „bitte guck nicht so grimmig beim Pendeln“ zu setzen. Nur eben nicht dort, wo der Zebrastreifen normalerweise seine weißen Pfotenabdrücke hinterlässt, sondern elegant seitlich auf der Mittelinsel des Bahnhofsvorplatzes.
Denn der echte Straßenverkehr – der mit StVO, Regeln und deutschen Gründlichkeitsgefühlen – erlaubt nun mal keine Regenbögen auf dem Asphalt. Weiß ist erlaubt. Gelb auch. Aber Regenbogen? Da schlägt die Straßenverkehrsordnung mit der kalten Faust der Bürokratie zu und murmelt streng: „Nicht mit mir!“
Die Grünen hatten sich dabei gar nichts Böses gedacht. Man wolle mit der Maßnahme ein klares Zeichen gegen die Verdrängung marginalisierter Gruppen setzen – und ein bisschen Hoffnung, Frieden und vielleicht auch Einhornstaub versprühen. Doch die Stadtverwaltung winkte ab: Ein Regenbogen-Zebrastreifen sähe dem echten Zebrastreifen einfach zu ähnlich. Und das, liebe Leute, sei verboten. Denn im Straßenverkehr ist nichts schlimmer als ein falsches Signal – außer vielleicht ein blinkender Weihnachtsbaum auf dem Autodach.
Also kam man auf eine Lösung, wie sie nur im deutschen Mittelstandsbürokratiestaat entstehen kann: Der Regenbogen kommt auf die Mittelinsel. Nicht Fisch, nicht Fleisch – aber immerhin bunt. Keine Verkehrsgefahr, keine Verwechslungsgefahr, kein Paragraphenschock. Einfach Farbe auf dem Gehweg – oder wie man in Hilden sagt: politische Substanz mit einem Pinselstrich.
Natürlich war das Thema heiß diskutiert – nicht nur in Hilden, sondern auch in anderen Kommunen, die beim Thema Vielfalt zwischen Euphorie und „früher war alles schwarz-weiß“ schwanken. In Nürnberg zum Beispiel ist der Regenbogen schon längst auf der Straße. In Kleve wurde heftig gestritten. Und in Hilden? Da wurde abgestimmt, diskutiert, gelächelt – und wahrscheinlich auch ein bisschen die Augen verdreht.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Regenbogen auf der Mittelinsel nicht gleich wieder Opfer von Vandalismus wird – die Stadt warnt bereits vor schwarzen Farbattacken. Aber vielleicht, ja vielleicht, schafft es Hilden ja, mit ein bisschen Farbe auf der Verkehrsinsel ein kleines Stück Toleranz in den Alltag zu bringen. Und wer weiß: Vielleicht folgt bald der erste Fußgänger, der sich beim Überqueren denkt: „Wow, das war der bunteste Weg zur Arbeit seit dem Karneval.“
Montag, 30. Juni 2025
30.6.2025: Hilden und der Regenbogen: Wenn Einhornpolitik auf Straßenverkehr trifft
Samstag, 28. Juni 2025
28.6.2025: Maschen für Mitgefühl: Wie Hilden mit Wolle die Welt verbessert (und ein bisschen auch sich selbst)
Hilden hat eine Mission – und sie ist flauschig. Es wird wieder gestrickt! Nicht nur zum Zeitvertreib, sondern mit echter Doppelfunktion: Hände beschäftigen, Herzen erwärmen und dabei auch noch Gutes tun. Unter dem Motto „Hilden wärmt“ wird jetzt wieder zur Stricknadel gegriffen – und das nicht nur von Omas mit Jahrzehnten Erfahrung, sondern auch von neugierigen Anfänger*innen, die bislang nur wussten, dass „Maschenprobe“ keine neue Reality-Show ist.
Die Stadt Hilden und ihre fünf Nachbarschaftszentren schwingen gemeinsam mit dem Stellwerk die Nadeln. Ab dem 1. Juli dürfen selbstgestrickte Werke aller Art ins Stellwerk (Mittelstraße 40) gebracht werden. Ob Socken, Schals oder Stulpen – alles, was warm macht, darf in den Sammelkorb. Und wer lieber spendet, statt zu stricken, kann das auch tun: Wolle, Nadeln, Motivation – alles willkommen.
Für alle, die bislang nur wussten, dass Stricken etwas mit Wolle und Geduld zu tun hat, gibt es zwei Termine zum Dazulernen: am 16. Juli und 27. August, jeweils von 15 bis 18 Uhr in Raum 11. Dort wird gestrickt, geschnackt und gelacht – mit einer Mischung aus „Strickkurs für Dummies“ und „Woll-Philosophie für Fortgeschrittene“. Anmeldung per Mail oder Telefon – ganz analog oder digital, je nach Vorliebe.
Aber warum das Ganze? Weil der Erlös aus dem Verkauf der Strickkunstwerke an ein Projekt geht, das fast noch wärmer macht als ein handgestrickter Wollpullover: die „Leihgroßeltern“. Diese engagierten Held*innen ohne Cape, dafür mit viel Geduld und Geschichten, verbringen Zeit mit Kindern, deren echte Großeltern gerade nicht greifbar sind. Lesen, Basteln, Spielplatz unsicher machen – alles dabei. Und das Beste: Alle Beteiligten dürfen selbst entscheiden, wie viel Zeit sie investieren möchten. Strickzeit mit Sinn also.
Kurz gesagt: In Hilden wird wieder gestrickt – mit Herz, mit Humor und mit einem guten Zweck im Blick. Wer da keine Masche fallen lässt, ist eindeutig auf der richtigen Nadelspur.
Mittwoch, 25. Juni 2025
25.6.2025: Strom aus der Luft – Warum James Bond jetzt in Hilden arbeitet
Es ist ein ganz normaler Morgen in Hilden. Die Vögel zwitschern, der Kaffee dampft, und plötzlich – ein lautes Wummern am Himmel. Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist… Westnetz! Oder besser gesagt: ein Westnetz-Hubschrauber, der in gemütlichem Rentnertempo von 20 bis 25 km/h über unsere Köpfe schwebt. Man könnte meinen, er sucht einen Landeplatz für den nächsten Grillabend – doch nein, es geht um Hochspannung.
Die Technikhelden von Westnetz schauen nämlich nicht nur auf Google Maps, wenn sie sich über ihr Leitungsnetz informieren. Sie nehmen gleich den Helikopter! In luftiger Höhe zwischen 20 und 70 Metern fliegen sie über Hilden und Haan und spähen nach Blitzschäden, schmutzigen Isolatoren und dem einen oder anderen Mast mit Haltungsschäden. Ganz wie bei einer Promi-Beauty-OP: Alles muss sitzen, nichts darf durchhängen.
Michael Bechmann, der Sherlock Holmes der Stromleitungen, erklärt das Ganze ganz sachlich – dabei ist es im Grunde ein bisschen wie „Verstehen Sie Spaß?“ in luftiger Höhe: Da wird nicht nur von oben geguckt, sondern auch von unten. Mit geschultem Blick und vermutlich stoischem Gesichtsausdruck inspizieren die Westnetz-Leute alles vom Mastfuß bis zur Fundamentspitze. Und wehe, jemand hat da unsachgemäß mit dem Traktor geparkt – die wissen, wo du wohnst!
Natürlich steckt hinter dem Luftzirkus ein ernstes Ziel: Die Energieversorgung soll sicher bleiben, selbst wenn Mutter Natur mal wieder mit Gewittern, Regen oder einem besonders schlecht gelaunten Storch um sich wirft. Also keine Panik beim nächsten Helikopter-Geräusch über dem Garten: Das ist kein Hollywood-Dreh, das ist einfach nur Westnetz, die aus der Vogelperspektive für Spannung sorgen – ganz ohne Cliffhanger.
Donnerstag, 19. Juni 2025
19.6.2025: Fahrradfrust statt Fahrtwind: Hilden tritt kräftig daneben
Wer in Hilden Fahrrad fährt, braucht neben einer guten Gangschaltung vor allem starke Nerven – und am besten gleich einen Schutzengel auf dem Gepäckträger. Denn laut dem aktuellen Fahrradklimatest des ADFC ist die Stimmung unter Hildener Radfahrern ungefähr so sonnig wie ein Novembermorgen. Eine Gesamtnote von 4,3 – das ist keine sportliche Bestleistung, sondern eher ein Fall für die pädagogische Nachhilfe.
Man könnte sagen, Hilden hat es geschafft: sich von einem mittelmäßigen Platz auf der Bundesbühne der fahrradfreundlichen Städte auf einen der hinteren Plätze durchzuradeln. Platz 91 von 113 klingt schon fast wie eine neue olympische Disziplin im „Slalom zwischen Schlaglöchern und hupenden SUVs“. Und im Landesvergleich? Da heißt es: Platz 34 von 46 – immerhin noch besser als der 35., aber auch nur, weil der vermutlich keine Radwege hat, sondern nur Warnschilder mit „Betreten auf eigene Gefahr“.
Besonders die Sicherheit sorgt für Gänsehaut – und zwar nicht vor Freude. Mit einer Bewertung von 4,7 für das Sicherheitsempfinden wünscht man sich als Radfahrer fast schon eine Ritterrüstung als Standardausstattung. Kein Wunder, wenn der Konflikt mit dem Autoverkehr mit 4,6 ebenfalls auf der Beliebtheitsskala ungefähr zwischen Zahnarztbesuch und Steuererklärung rangiert.
Richtig frostig wird’s beim Winterdienst: Note 5,1. Da hilft nur noch Spikes auf den Reifen und beten, dass man beim morgendlichen Rutschpartie nicht versehentlich in einem Parkhaus landet. Und bei Ampelschaltungen (5,3) scheint es, als hätten die Verkehrsplaner beschlossen, Radfahrende durch exzessives Warten zu Zen-Meistern in Geduld zu erziehen. Die schmalen Radwege (5,4) runden das Slalom-Erlebnis stilvoll ab – wer braucht schon Platz, wenn man auch Abenteuer haben kann?
Zugegeben, es gibt Lichtblicke: Die Fahrradständer schneiden mit 3,5 ab – immerhin ausreichend Platz, um das Fahrrad anzuschließen, bevor es einem geklaut wird (Diebstahl: 4,2, also etwas besser als „ständig weg“). Und ja, sogar die Fahrradmitnahme im ÖPNV wird marginal besser bewertet – vielleicht, weil man da wenigstens kurz aufatmen kann, ohne Angst vorm nächsten Bordstein zu haben.
Der ADFC fordert nun eine zügige Umsetzung des Mobilitätskonzepts. Klingt vernünftig – klingt aber auch nach einem jener Pläne, die so lange durch Ausschüsse radeln, bis sich das Problem von selbst erledigt hat. Nämlich dann, wenn niemand mehr freiwillig aufs Rad steigt.
Kurzum: Hilden muss kräftig in die Pedale treten – nicht nur auf dem Radweg, sondern endlich auch in Sachen Infrastruktur. Denn mit einer „Vier minus“ auf dem Zeugnis ist noch keiner zur Verkehrswende durchgestartet.
Mittwoch, 18. Juni 2025
18.6.2025: Tafeldienst mit Herz, Humor – und einem Hauch Abenteuer
Wenn sich Ehrenamt in Hilden gerade nach einem „Ruf der Wildnis“ anhört, dann ist das kein Zufall. Die Tafel braucht dringend Verstärkung – und zwar nicht nur, weil gerade Urlaubszeit ist und die freiwilligen Heldinnen und Helden auch mal Sonne tanken wollen. Nein, auch weil die Nachfrage nach den wohltuenden Waren immer weiter steigt. Über 1000 Menschen in Hilden zählen mittlerweile auf die Unterstützung – und wenn da mal der Gurkensalat nicht rechtzeitig kommt, kann das im schlimmsten Fall zu diplomatischen Krisen in der Warteschlange führen.
Hubert Bader, Geschäftsführer des SKFM (das klingt übrigens nach einem geheimen Spionagebund, ist aber in Wirklichkeit der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer), ruft daher zur freiwilligen Frontverstärkung auf. Und dabei sind die Einsatzmöglichkeiten so flexibel wie ein Turnvater auf der Yogamatte: Wer morgens Lust hat, in aller Herrgottsfrühe mit einem Tafeltransporter auf Abenteuerfahrt durch Supermärkte, Bäckereien und andere Quellen der kulinarischen Hoffnung zu gehen – bitte sehr! Wer eher der Typ „Ich brauche erst drei Kaffee und dann schaffe ich Berge“ ist, darf am frühen Nachmittag beim Sortieren, Packen und Lächeln helfen.
Besonders charmant: Auch Paare können gemeinsam Touren übernehmen. So wird aus dem gemeinsamen Wochenendeinkauf plötzlich eine romantische Hilfsaktion – mit Zwischenstopp bei Lidl statt beim Italiener. Und wer sich noch nicht ganz sicher ist, ob das Tafel-Abenteuer das Richtige ist, darf erstmal gucken kommen. Ganz ohne Verpflichtung, aber mit ganz viel Kaffee (vermutlich), netten Menschen (definitiv) und einer großen Portion Sinnhaftigkeit.
Kontaktaufnahme ist ganz einfach – per Mail oder Telefon. Und wenn Sie jetzt denken: „Ach, das wäre doch was für mich!“ – dann hören Sie nicht auf zu denken, sondern melden Sie sich. Die Tafel freut sich. Die Menschen freuen sich. Und vielleicht freuen Sie sich auch, wenn Sie mittwochs beim Marmeladenglas-Verteilen plötzlich merken: Helfen kann ziemlich glücklich machen.
Montag, 16. Juni 2025
16.6.2025: Licht an, Hirn an – Hilden wird hellgrün
Manche Städte machen aus ihrer Straßenbeleuchtung eine Wissenschaft. Hilden macht jetzt Ernst – mit LED! Die Zeiten, in denen jede Laterne auf dem Weg nach Hause einem das Gefühl gab, in einem Edgar-Wallace-Film mitzuspielen, sind gezählt. Statt schummriger Glühbirnen gibt’s nun stromsparendes Superlicht. Willkommen im Zeitalter der Erleuchtung, powered by SPIE – nein, nicht das Agenten-Kartell, sondern die SPIE SAG GmbH, frisch gebackene Straßenbeleuchtungschefin in Hilden.
Seit dem 1. April – kein Scherz! – hat SPIE die Lampe in die Hand genommen und sorgt nun dafür, dass unsere Straßen nicht nur hell, sondern auch effizient beleuchtet werden. Dabei wurde der Staffelstab ganz gentlemanlike von der swb Beleuchtung GmbH überreicht. Der Vertrag läuft noch bis 2034, genug Zeit also, um auch die letzten störrischen Funzeln zu modernisieren. SPIE betreibt übrigens nicht nur Lampenliebe in Hilden – das Wuppertaler Servicebüro versorgt gleich eine ganze Armee an NRW-Kommunen mit Licht und Leidenschaft.
Und der Fortschritt lässt sich sehen: Von 5.256 Laternen sind schon rund 3.500 auf LED umgerüstet. Das sind nicht nur gute Nachrichten für die Stromrechnung, sondern auch für den CO₂-Fußabdruck der Stadt. Denn jedes eingesparte Watt ist ein Schritt raus aus der Klimakatastrophe – und rein ins Licht. Also, liebe Hildener: Wenn euch beim Abendspaziergang ein besonders helles Licht aufgeht – nicht erschrecken. Das ist nur eure neue, umweltfreundliche Straßenbeleuchtung. Und wer weiß, vielleicht macht sie ja sogar das eine oder andere Selfie ein bisschen schöner.
Samstag, 14. Juni 2025
14.6.2025: Von der Hähnchenbude zum Sonnenimperium – wie drei Jungs aus Hilden die Energiewende mit Balkonpower rocken
Es gibt Geschichten, bei denen man sich fragt, ob da jemand nicht ein bisschen zu tief ins Solarmodul geschaut hat – und dann merkt man: Nein, das ist wirklich passiert. Willkommen bei Solago, dem Onlinehändler aus Hilden, der sich innerhalb von drei Jahren vom 40-Quadratmeter-Budenstart-up neben einer Hähnchenbraterei zur potenten Sonnenmacht mit einem geplanten Jahresumsatz von 250 Millionen Euro gemausert hat. Nein, das ist kein Scherz – die haben nicht nur mehr Module als der örtliche Baumarkt, sondern bald auch mehr Fläche als ein Ikea.
Es fing alles so herrlich bodenständig an: Drei Gründer, ein Miniladen und vermutlich die besten Pommes der Stadt gleich nebenan. Statt stylischem Coworking-Space gab’s Hähnchenduft und Sonnenstrom auf engstem Raum – der Silicon Valley-Spirit, nur eben made in Hilden. Doch dann kam der Solarboom, und plötzlich lagen die Module nicht mehr nur auf Dächern, sondern in jeder freien Ecke, draußen, drinnen, im Zweifel wahrscheinlich auch im Pausenraum. Es war klar: Entweder ziehen sie um, oder bald stapelt einer aus Versehen einen Praktikanten unter einem Wechselrichter.
Die Lösung? Expansion nach Düsseldorf-Reisholz – eine Halle mit 20.000 Quadratmetern. So groß, dass man sich dort verirren kann und eine Woche später mit einem Stapler-Konvoi wieder herausgeholt wird. Und das ist nur der Anfang: Erst wird gelagert, dann logistikiert (gibt’s das Wort? Wenn nicht, sollte Solago es erfinden), und das alles in einem Tempo, bei dem selbst Elon Musk sagt: „Moment, was machen die da eigentlich?“
Die Produkte? Von handlichen Balkonkraftwerken für die DIY-Fraktion („Schatz, ich bin mal kurz auf dem Dach“) bis zur Komplettanlage für Leute, die Strom selbst erzeugen, anstatt ihn teuer vom Nachbarn zu schnorren. Und weil alles online läuft, ist das Zeug auch noch 30 bis 40 Prozent günstiger als beim stationären Händler, wo man fürs gleiche Geld vielleicht ein Beratungsgespräch und einen Kaffee bekommt – aber kein Sonnenkraftwerk für den Schrebergarten.
Und obwohl Janik Nolden früher offenbar regelmäßig vom Büro aus in die Lagerhalle joggte, um mal eben einen Lkw zu entladen („Start-up-Romantik“ nennt man das), ist heute alles ein bisschen professioneller. Die Logistik ist getrennt, die Mitarbeitenden radeln mit dem Dienstfahrrad zur Arbeit, und wer heute bei Solago anruft, landet wahrscheinlich nicht mehr direkt beim Chef, der gerade mit Solarzellen jongliert.
Dabei bleibt der Spirit sympathisch bodenständig: keine Investoren, kein fremdes Geld, keine künstlich aufgeblasenen Businesspläne. Einfach machen, wachsen, staunen – und dabei am besten nicht zu oft darüber nachdenken, wie schnell das alles ging. Denn sonst merkt man: Aus dem kleinen Sonnenladen von nebenan ist ein ziemlich hell strahlendes Imperium geworden.
Und wer weiß – vielleicht steht demnächst auf dem ehemaligen Parkplatz des Hähnchengrills ein Solarturm. Mit Drive-In.
Freitag, 13. Juni 2025
13.6.2025: Sperrung mit Aussicht: Wenn die S-Bahn Pause macht und die Brombeeren übernehmen
Zwischen Hilden und Düsseldorf tut sich was – und zwar ordentlich. Die S-Bahn-Linie S1 hat sich in eine mehrmonatige Auszeit verabschiedet, während die Deutsche Bahn mit dem Selbstbewusstsein eines Chirurgen an ihrer Infrastruktur herumschnippelt. Die Strecke ist seit dem 2. Mai dicht, und statt quietschender Züge gibt es jetzt Brombeersträucher im Gleisbett und LKWs, die mehr Betonplatten schleppen als ein durchschnittlicher Heimwerker im ganzen Leben verbaut.
Wozu das Ganze? Nun, die Bahn will ein elektronisches Stellwerk bauen. Nicht irgendeins, sondern eins mit Zukunft – also ohne Hebel, Muskelkraft oder „Wir müssen den Hebel mal eben mit dem Fuß freikloppen“-Technologie. Stattdessen soll ab 2028 in Düsseldorf-Rath eine Hightech-Zentrale entstehen, von der aus auch Eller, Hilden und Immigrath dirigiert werden wie ein sinfonisches Orchester. Bis dahin wird allerdings verlegt, gebuddelt, verkabelt und gesperrt, dass es einem beim Lesen fast die Oberleitung durchbrennt.
In Zahlen klingt das fast poetisch: über 480.000 Meter Kabel (das ist mehr als genug, um Düsseldorf siebenmal einzuwickeln), 470 Signale, vier Weichenverbindungen und 55 Kilometer Kabelkanäle. Der Güterverkehr darf bis zum 14. Juni noch durch – danach heißt es: auch für die tonnenschweren Kollegen ist erstmal Wandertag.
Die Passagiere? Dürfen in Busse umsteigen, die in der Rushhour die Stimmung eines IKEA-Parkhauses an Samstagen versprühen. Wer von Solingen nach Düsseldorf will, fährt jetzt auf Gummireifen und hofft, dass der Schnellbus nicht das „Schnell“ vergisst. Der hält übrigens nicht in Hilden – warum auch, man soll sich schließlich auch mal bewegen.
Trotz all der Schweißarbeit bleibt ein Gegner besonders hartnäckig: der Kupferkabeldieb. Der sorgt mit seinen nächtlichen Raubzügen nicht nur für Verspätungen, sondern auch für Herzrasen bei Projektleitern. Deswegen wird jetzt gelagert wie im Bundesbank-Tresor und bewacht wie ein Festival-Backstage-Bereich.
Und während sich die Technikfreunde an der Vorstellung des European Train Control Systems erfreuen und sich die DB-Manager über Flexibilität und Zukunftsfähigkeit austauschen, schaut Hilden auf sein Bahnhofsgebäude und denkt: „Och, ein neues Dach wäre auch mal nett.“ Das wird jetzt gebaut. Irgendwann. Frühestens Ende Juni. Bis dahin bleibt Zeit für die Brombeeren, weiter zu wachsen und die Gleise zu übernehmen wie ein grünes Symbol des Widerstands gegen Fahrpläne und Digitalisierung.
Kurz gesagt: Die Bahn fährt nicht – aber der Fortschritt rollt. Nur eben auf Baustellenreifen.
Donnerstag, 12. Juni 2025
12.6.2025: Blütenpracht und Wimpelwunder: Hilden dreht am Farbrad
Hilden hat's getan. Während in anderen Städten über Innenstadtsterben, graue Fassaden und den neusten Superfood-Laden diskutiert wird, hat man in Hilden einfach mal die Nähmaschinen angeworfen – 1700 Mal, um genau zu sein. Herausgekommen ist ein textiles Gesamtkunstwerk aus Wimpeln, das nun wie ein fröhliches Fähnchenballett über der Fußgängerzone tanzt. 380 Meter Stoffliebe – das ist keine Dekoration, das ist eine emotionale Verkehrssicherungspflicht für gute Laune.
Die Aktion kommt natürlich nicht von ungefähr: Irgendjemand hatte beim Deutsch-Holländischen Stoffmarkt letztes Jahr nicht nur Stoff, sondern auch Ideen im Sonderangebot. Das Kulturamt, das Citymanagement, der Stoffladen „GarnGlück“ und vermutlich eine geheime Liga nähwütiger Hildener haben sich verbündet, um aus Meterware Magie zu machen. Und siehe da – die Mittelstraße sieht jetzt aus, als hätte ein Regenbogen eine Patchwork-Kollektion auf dem Weg zur Fashion Week verloren.
Doch das reicht Hilden nicht. Nein, auch die Blumenampeln feiern ihr Comeback! 350 Geranien der Sorte „Ville de Paris“ hängen nun an den Laternen, ganz so, als ob Paris kurz Urlaub in NRW macht. Und weil Schönheit Pflege braucht, gießen die Ehrenamtlichen vom Stadtmarketing Hilden e.V. die blumigen VIPs persönlich. Blumen Hosten hat sie geliefert, Bastian Mey hat sie strategisch ausgewählt („pflegt sich fast von allein!“ – ein Traum, nicht nur bei Pflanzen).
Citymanagerin Tanja de Vries ist begeistert, Bürgermeister Claus Pommer sowieso – verständlich. Denn wo sonst spaziert man durch ein Meer aus Blüten, unter einer Decke aus selbstgenähtem Optimismus? Die Fußgängerzone ist jetzt nicht mehr nur ein Ort zum Einkaufen – sie ist eine textile Umarmung, ein floraler Stimmungsschub, ein bunter Beweis dafür, dass Gemeinschaft mehr bewirken kann als jeder Stadtratsbeschluss.
Wer also in nächster Zeit durch Hilden flaniert, sollte nicht nur den Blick auf Schaufenster richten, sondern auch mal nach oben – da flattern 1700 Gründe, warum lokale Kreativität und Ehrenamt einfach die besseren Stadtplaner sind.
Montag, 9. Juni 2025
9.6.2025: Kunst, Kultur und keiner zahlt – Das Fabry-Museum in Hilden zwischen Ehrenamt und Ehrenbesuch
Hilden, du hast ein Museum. Und das ist großartig! Denn während andere Städte sich mit Pop-up-Galerien und TikTok-tauglichen Selfie-Wänden begnügen müssen, kann man bei euch „fiese Gewächse mit krimineller Vergangenheit“ bestaunen – was klingt, als hätte jemand einen Serienmörder unter den Zimmerpflanzen vermutet.
Doch so schön es klingt, ganz ohne Nebengeräusche läuft der Kulturbetrieb offenbar nicht. Nur 2.000 zahlende Gäste bei insgesamt 6.000 Besuchern – das ist nicht mal die Auslastung eines durchschnittlichen Trinkhallen-Fußballturniers. Dafür aber immerhin doppelt so viele Ausnahmen beim Eintritt wie bei einem typischen deutschen Formular für Elterngeld.
Denn wer alles umsonst ins Fabry-Museum darf, erinnert ein wenig an die Gästeliste einer rheinischen Hochzeit: Kinder unter sieben, Schwerbehinderte, Träger des Namens „Fabry“ (ja, wirklich), Vereinsmitglieder, Presse, Lehrer, Schüler, Historiker, Ethiker und natürlich die allseits bekannten Museumsverbands-Member. Man hat das Gefühl, der einzige Mensch, der zahlen muss, ist jemand, der aus Versehen reingelaufen ist, weil er dachte, das wäre der Weg zur Post.
Und was kostet uns der ganze Spaß? 322.255 Euro. Pro Jahr. Was, gemessen an der Zahl der zahlenden Besucher, rund 161 Euro Eintritt pro Kopf bedeutet – könnte man meinen. Aber keine Sorge: Die Stadt kann dazu sowieso nichts sagen, weil sich die Museumsarbeit irgendwo zwischen „irgendwer macht irgendwas irgendwo“ abspielt. Auch eine Form der künstlerischen Freiheit.
Man könnte sich also fragen: Wollen wir uns das noch leisten? Oder besser: Können wir uns das Nichtleisten von Kultur überhaupt leisten? Denn irgendwo zwischen fiesen Gewächsen und dunklen Psychen versteckt sich vielleicht doch ein Stück Stadtidentität – und sei es nur als Gesprächsanlass bei der nächsten Haushaltsdebatte oder als Opa-Ausflugsziel mit Bildungsanspruch.
Klar ist: Hilden hat ein Museum. Und solange der Name „Fabry“ noch Hoffnung auf Gratis-Eintritt weckt, ist die Zukunft vielleicht gar nicht so düster. Man müsste nur die Geburtenstatistik ein bisschen steuern.
Sonntag, 8. Juni 2025
8.6.2025: Hilden tanzt, wettet und picknickt – Bürgerfestival mit allem Zipp und Zapp
Hilden steht in den Startlöchern – und zwar nicht etwa für die nächste Stadtratssitzung oder ein weiteres kontroverses Parkraumkonzept (obwohl, das könnte auch spannend sein). Nein, am 5. und 6. Juli wird die Innenstadt kurzerhand zur Festivalzone erklärt! Das 3. Hildener Bürgerfestival wirft nicht nur Schatten voraus, sondern auch Fragen: Wo tanzt man am besten? Wer wettet gegen den Bürgermeister? Und warum ist ein Familienpicknick in der Innenstadt plötzlich der neue Sommerhit?
Von Stadtpark bis Ellen-Wiederhold-Platz soll’s krachen – natürlich im absolut friedlich-musikalisch-kulturellen Sinne. Zwei Bühnen, Chöre mit hoffentlich halbwegs synchronen Sopranstimmen, Tanzgruppen in voller Bewegung und mehr Mitmachaktionen als bei einer Samstagabendshow der 90er. Und ja: Das Ganze ist für alle Generationen gedacht. Oma darf den Limbo probieren, während die Kids sich beim Kinderschminken in glitzernde Feen und wütende Tiger verwandeln.
Ganz besonders brisant wird es bei der Stadtwette: „Hildener wetten gegen Bürgermeister Claus Pommer“. Das klingt ein bisschen nach Gladiatorenkampf mit Satzbau – aber hey, wenn der Bürgermeister plötzlich im Einhornkostüm durch die Fußgängerzone tanzt, hat es sich schon gelohnt. Hoffentlich verliert er. Fürs Publikum. Für die Moral. Fürs Internet.
Wer zwischendurch Hunger bekommt (also nach ungefähr sieben Minuten), wird von Hildener Vereinen mit kulinarischen Angeboten versorgt. Man munkelt, es gäbe alles von Bratwurst bis veganem Linsensalat – und vielleicht sogar die legendäre „Pommer-Platte“, ein mystisches Menü, das nur auf Wetteinsatz serviert wird.
Und für alle, die beim Wort „Festival“ an laute Musik, überteuertes Wasser und Schlamm denken: Keine Sorge. Das hier ist Hilden. Bei uns gibt’s Kultur statt Matsch, Picknick statt Pogotanz – und wer wirklich mutig ist, wagt sich auf die Tanzfläche beim großen Mitmachevent „Hilden tanzt“. Keine Choreokenntnisse erforderlich, aber wer die Macarena rückwärts tanzen kann, bekommt sicher ein paar anerkennende Blicke.
Kurz gesagt: Wer am 5. und 6. Juli nicht in Hilden ist, verpasst den wahrscheinlich charmantesten Bürger-Festival-Wahnsinn dieses Sommers. Und wer doch kommt, sollte auf alles gefasst sein – außer Langeweile.
Freitag, 6. Juni 2025
6.6.2025: Zigarettenkippe sucht Mülleimer – leider vergeblich
Es ist eine dieser unendlichen Geschichten: Zwei Städte, ein Ziel – weniger Kippen auf den Straßen. Hilden und Haan haben sich tapfer vorgenommen, der Nikotin-Nachlassenschaft den Kampf anzusagen. Doch die Realität zeigt: Die Kippe bleibt kleben. Auf Gehwegen, in Rinnsteinen, auf Mülleimerdeckeln – nur nicht da, wo sie hingehört. Es ist wie bei einem schlechten Date: Die Kippe hat einfach kein Interesse an langfristiger Bindung zum Abfallbehälter.
Dabei wurde schon einiges versucht. In Hilden und Haan haben sogar junge Weltverbesserer der Caritas eine “Fill the Bottle”-Challenge gestartet. Die Idee: Kippen aufsammeln, in Flaschen stecken, und damit doppelt Gutes tun – Umwelt entlasten und gleichzeitig ein bisschen Ekelmut beweisen. Leider blieb der große Aha-Effekt offenbar aus. Vermutlich, weil sich Kippen nicht so gut als TikTok-Content machen wie Bubble-Tea und Lost Places.
Jetzt rollt die nächste Welle der Ideen durchs Rathaus. In Haan wird wieder beraten, diskutiert – und eventuell auch resigniert. Die CDU schlägt sogenannte "Abstimm-Aschenbecher" vor. Eine clevere Idee aus Düsseldorf: Man wirft seine Kippe nicht einfach irgendwo hin, sondern trifft damit eine Entscheidung. Etwa: "Ist Ananas auf Pizza genial oder kriminell?" Links rein für “Team Ananas”, rechts rein für “Geh mir weg damit!” – und zack, die Kippe ist weg und das Umweltgewissen ein bisschen leichter. Demokratisches Rauchen quasi.
Doch die Verwaltung in Haan winkt müde ab. Man kennt das Konzept, hat’s aber schon mal durchgekaut und wieder ausgespuckt. Lieber sollen für je 138 Euro neue Kippenbehälter an den Mülleimern installiert werden. Ein stolzer Preis für ein bisschen Aschekomfort. Weil der Spendenaufruf für diese noblen Zigarettengaragen leider floppte, muss jetzt eben der Stadthaushalt ran. Also vielleicht. 2026.
Und in Hilden? Da ist man schon einen Schritt weiter – zumindest auf dem Papier. Die Mülleimer dort haben sogar extra Kippenschächte und Metallplatten zum Ausdrücken. Ein Hightech-Paradies für jeden Zigarettenstummel. Nur – benutzt wird’s nicht. Die Kippen liegen trotzdem oben drauf wie schlechte Ausreden. Deshalb musste die Stadt kürzlich nochmal daran erinnern: Wer die Kippe schnippt, riskiert ein Bußgeld. Also nicht nur Lungen-, sondern auch Portemonnaie-Schaden.
Fazit: Die Kippe bleibt das Phantom der Fußgängerzone. Kaum sichtbar beim Rauchen, aber allgegenwärtig danach. Vielleicht hilft ja nur noch ein radikaler Plan: Nikotin, das leuchtet wie eine Notleuchte, stinkt wie alte Socken und beim Wegwerfen piept wie ein Einkaufswagen ohne Münze. Bis dahin bleibt uns nur die Hoffnung – und die nächste Ausschusssitzung.
Donnerstag, 5. Juni 2025
5.6.2025: Wasser marsch – aber bitte mit System!
Hilden hat Durst – und zwar nicht nur nach Wasser, sondern anscheinend auch nach Preissteigerungen mit Stil. Denn ab dem 1. Juni sprudelt das Trinkwasser zwar wie gewohnt aus dem Hahn, kostet aber ein kleines Schlückchen mehr. Die Stadtwerke Hilden haben nämlich den Systempreis für Trinkwasser um zehn Prozent angehoben. Keine Panik, der Mengenpreis – also das, was man für jeden geschlürften Kubikmeter bezahlt – bleibt stabil bei 1,19 Euro. Das ist quasi die gute Nachricht in diesem Preis-Wasserfall.
Doch was ist eigentlich dieser ominöse Systempreis? Klingt irgendwie nach einer Mischung aus Steuerberatung und Science-Fiction. Tatsächlich verbirgt sich dahinter das, was man zahlt, damit das Wasser überhaupt erst bei uns ankommt: also für Quellen-Zapfen, Aufbereiten, Rohre-Spülen, Armaturen-Streicheln und was sonst noch dazugehört, damit aus dem Wasserhahn nicht bloß heiße Luft kommt.
Die Kosten dafür sind – Trommelwirbel – gestiegen. Und zwar so sehr, dass man bei den Stadtwerken nicht mehr stillsitzen konnte. „Die Betriebskosten steigen seit Jahren“, sagt Geschäftsführer Hans-Ullrich Schneider mit vermutlich leicht feuchten Augen, „und trotzdem wollen wir weiterhin bestes Trinkwasser liefern.“ Klingt wie ein Held der Hydration.
Für den typischen Einfamilienhaus-Haushalt macht die Preiserhöhung rund 16,67 Euro im Jahr aus. Das sind etwa drei Kästen Mineralwasser – oder ein halber Besuch im Freizeitbad inklusive Pommes. Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt, kommt mit knapp 4,4 Prozent Mehrkosten glimpflich davon – es sei denn, jemand duscht dort mit epischer Länge.
Immerhin wurde der neue Preis mit der Landeskartellbehörde NRW abgestimmt – man will ja nicht wild Wasserpreise aus dem Hut zaubern. Und weil sich der verbrauchsunabhängige Teil ändert, darf der Wasserzähler weiter ungestört seine Runden drehen. Kein Ablesen, kein Stress – nur ein kleiner Schluck Aufpreis.
In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam anstoßen – mit Leitungswasser natürlich. Denn trotz allem gehört Hilden laut Stadtwerken immer noch zu den günstigeren Oasen der Region. Prost!