Montag, 30. Juni 2025

30.6.2025: Hilden und der Regenbogen: Wenn Einhornpolitik auf Straßenverkehr trifft

In Hilden hat man sich endlich entschieden: Regenbogenfarben dürfen auf den Asphalt – zumindest fast. Mit einer Mehrheit so hauchdünn wie der Streifen zwischen Latte Macchiato und Milchschaum (elf zu zehn Stimmen) hat der Stadtentwicklungsausschuss einen Antrag der Grünen angenommen, um ein buntes Zeichen für Toleranz, Vielfalt und „bitte guck nicht so grimmig beim Pendeln“ zu setzen. Nur eben nicht dort, wo der Zebrastreifen normalerweise seine weißen Pfotenabdrücke hinterlässt, sondern elegant seitlich auf der Mittelinsel des Bahnhofsvorplatzes.

Denn der echte Straßenverkehr – der mit StVO, Regeln und deutschen Gründlichkeitsgefühlen – erlaubt nun mal keine Regenbögen auf dem Asphalt. Weiß ist erlaubt. Gelb auch. Aber Regenbogen? Da schlägt die Straßenverkehrsordnung mit der kalten Faust der Bürokratie zu und murmelt streng: „Nicht mit mir!“

Die Grünen hatten sich dabei gar nichts Böses gedacht. Man wolle mit der Maßnahme ein klares Zeichen gegen die Verdrängung marginalisierter Gruppen setzen – und ein bisschen Hoffnung, Frieden und vielleicht auch Einhornstaub versprühen. Doch die Stadtverwaltung winkte ab: Ein Regenbogen-Zebrastreifen sähe dem echten Zebrastreifen einfach zu ähnlich. Und das, liebe Leute, sei verboten. Denn im Straßenverkehr ist nichts schlimmer als ein falsches Signal – außer vielleicht ein blinkender Weihnachtsbaum auf dem Autodach.

Also kam man auf eine Lösung, wie sie nur im deutschen Mittelstandsbürokratiestaat entstehen kann: Der Regenbogen kommt auf die Mittelinsel. Nicht Fisch, nicht Fleisch – aber immerhin bunt. Keine Verkehrsgefahr, keine Verwechslungsgefahr, kein Paragraphenschock. Einfach Farbe auf dem Gehweg – oder wie man in Hilden sagt: politische Substanz mit einem Pinselstrich.

Natürlich war das Thema heiß diskutiert – nicht nur in Hilden, sondern auch in anderen Kommunen, die beim Thema Vielfalt zwischen Euphorie und „früher war alles schwarz-weiß“ schwanken. In Nürnberg zum Beispiel ist der Regenbogen schon längst auf der Straße. In Kleve wurde heftig gestritten. Und in Hilden? Da wurde abgestimmt, diskutiert, gelächelt – und wahrscheinlich auch ein bisschen die Augen verdreht.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Regenbogen auf der Mittelinsel nicht gleich wieder Opfer von Vandalismus wird – die Stadt warnt bereits vor schwarzen Farbattacken. Aber vielleicht, ja vielleicht, schafft es Hilden ja, mit ein bisschen Farbe auf der Verkehrsinsel ein kleines Stück Toleranz in den Alltag zu bringen. Und wer weiß: Vielleicht folgt bald der erste Fußgänger, der sich beim Überqueren denkt: „Wow, das war der bunteste Weg zur Arbeit seit dem Karneval.“

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