Hilden, du hast ein Museum. Und das ist großartig! Denn während andere Städte sich mit Pop-up-Galerien und TikTok-tauglichen Selfie-Wänden begnügen müssen, kann man bei euch „fiese Gewächse mit krimineller Vergangenheit“ bestaunen – was klingt, als hätte jemand einen Serienmörder unter den Zimmerpflanzen vermutet.
Doch so schön es klingt, ganz ohne Nebengeräusche läuft der Kulturbetrieb offenbar nicht. Nur 2.000 zahlende Gäste bei insgesamt 6.000 Besuchern – das ist nicht mal die Auslastung eines durchschnittlichen Trinkhallen-Fußballturniers. Dafür aber immerhin doppelt so viele Ausnahmen beim Eintritt wie bei einem typischen deutschen Formular für Elterngeld.
Denn wer alles umsonst ins Fabry-Museum darf, erinnert ein wenig an die Gästeliste einer rheinischen Hochzeit: Kinder unter sieben, Schwerbehinderte, Träger des Namens „Fabry“ (ja, wirklich), Vereinsmitglieder, Presse, Lehrer, Schüler, Historiker, Ethiker und natürlich die allseits bekannten Museumsverbands-Member. Man hat das Gefühl, der einzige Mensch, der zahlen muss, ist jemand, der aus Versehen reingelaufen ist, weil er dachte, das wäre der Weg zur Post.
Und was kostet uns der ganze Spaß? 322.255 Euro. Pro Jahr. Was, gemessen an der Zahl der zahlenden Besucher, rund 161 Euro Eintritt pro Kopf bedeutet – könnte man meinen. Aber keine Sorge: Die Stadt kann dazu sowieso nichts sagen, weil sich die Museumsarbeit irgendwo zwischen „irgendwer macht irgendwas irgendwo“ abspielt. Auch eine Form der künstlerischen Freiheit.
Man könnte sich also fragen: Wollen wir uns das noch leisten? Oder besser: Können wir uns das Nichtleisten von Kultur überhaupt leisten? Denn irgendwo zwischen fiesen Gewächsen und dunklen Psychen versteckt sich vielleicht doch ein Stück Stadtidentität – und sei es nur als Gesprächsanlass bei der nächsten Haushaltsdebatte oder als Opa-Ausflugsziel mit Bildungsanspruch.
Klar ist: Hilden hat ein Museum. Und solange der Name „Fabry“ noch Hoffnung auf Gratis-Eintritt weckt, ist die Zukunft vielleicht gar nicht so düster. Man müsste nur die Geburtenstatistik ein bisschen steuern.
Montag, 9. Juni 2025
9.6.2025: Kunst, Kultur und keiner zahlt – Das Fabry-Museum in Hilden zwischen Ehrenamt und Ehrenbesuch
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