Freitag, 6. Dezember 2024

6.12.2024: 800 Jahre Reformationskirche: Hilden feiert – mit Escape Room und rosa Wänden

Wenn Wände sprechen könnten, dann bräuchte die Reformationskirche in Hilden wahrscheinlich erst mal ein Mikrofon, um ihre 800 Jahre voller Geschichten in die Welt zu posaunen. Seit 1225 steht dieses Bauwerk am Markt und hat mehr erlebt als jede langjährige Kneipe: Morde, Umbauten und – überraschenderweise – eine Zeit, in der es in rosa Putz gehüllt war. Ja, rosa. Das Mittelalter hatte offenbar auch so seine Designer-Aussetzer. Aber keine Sorge, der Putz ist weg, und die Kirche zeigt sich jetzt wieder in ihrer „Back-to-the-Roots“-Bruchsteinoptik, was für das Jubiläum auch irgendwie besser passt.

Apropos Jubiläum: Ein normales „Wir stellen ein paar Stühle raus und singen ein Liedchen“-Fest wäre natürlich zu langweilig gewesen. Stattdessen hat sich die Gemeinde richtig ins Zeug gelegt und eine Party organisiert, die jeden Dorffest-Planer vor Neid erblassen lässt. Ganze 50 Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Es gibt Führungen, Filme, Kunst, Konzerte – und, Trommelwirbel, einen Escape Room. Ja, genau: Ein Escape Room in der Kirche. Weil wer schon 800 Jahre überlebt hat, sich ja wohl nicht vor ein paar verschlossenen Türen fürchtet. Die Teilnehmer müssen ein Geheimnis lüften, um sich zu befreien – man darf gespannt sein, ob es um mittelalterliche Intrigen oder doch nur um das Versteck des rosa Putzes geht.

Aber das ist längst nicht alles. Ein interaktives Konzert mit Pianist Dieter Falk? Check. Ein Bibel-Theater, bei dem Schüler Geschichten im neuen Gewand erzählen? Check. Eine Begegnung zwischen Christentum und Islam mit einem Professor für islamische Philosophie? Check. Diese Kirche nimmt ihre Rolle als gesellschaftlicher Mittelpunkt ernst und zeigt, dass ein Bauwerk nicht nur steinalt, sondern auch steinalt und cool sein kann.

Und dann wären da noch die versteckten Details, die sonst niemand sieht: verborgene Plätze, Architektur, die romanische Rundbögen mit gotischen Spitzbögen mixt – und natürlich die Tatsache, dass der Turm, den wir heute bewundern, erst 1695 gebaut wurde, nachdem der ursprüngliche einfach mal eingestürzt ist. Aber hey, wer wird denn nach 800 Jahren so kleinlich sein? Schließlich sind die besten Geschichten die, die ein paar Ecken und Kanten haben – oder in diesem Fall rosa Putz und einen Mord als Startschuss.

Hilden kann jedenfalls stolz sein auf diese Diva aus Stein. Und wer Lust hat, die Reformationskirche von einer ganz neuen Seite kennenzulernen, sollte sich das Jubiläumsjahr nicht entgehen lassen. Herzlichen Glückwunsch, alte Dame, und auf die nächsten 800 Jahre – bitte ohne weiteren rosa Anstrich!



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