Willkommen in Hilden und Haan, wo das gute, alte Hühnerei kurz vor Ostern zur regionalen Delikatesse mit Seltenheitswert avanciert. Während in den USA die Eierpreise durch die Decke schießen und sich mancher fragt, ob er demnächst einen Kredit für ein Omelett aufnehmen muss, bleibt man im Rheinland einigermaßen geerdet – zumindest noch. Hier heißt es: Wer sucht, der findet. Und zwar Eier. In allen Formen, Farben und vor allem: aus der Region.
Auf Gut Holterhof in Hilden etwa weiß man: Wer rund um die Uhr Lust auf Spiegelei, Rührei oder Eierlikör hat, muss sich nicht mehr mit Supermarktöffnungszeiten herumschlagen. Dank Eierautomaten – ja, richtig gelesen – bekommt man das weiße Gold auch nachts um drei, wenn einen plötzlich der Heißhunger auf ein Frühstücksei überkommt. Nebenbei gibt’s dort auch Käse, Milch und Grillfleisch. Man könnte also direkt mit einem Einkaufszettel einziehen.
Landwirt Helge Breloh weiß, wie der Hase – äh, das Huhn – läuft: Die Welt ist in Eierkrise, bunte Eier sind Mangelware, und selbst die Färbereien scheinen das Handtuch geworfen zu haben. Da wird es schon mal kreativ mit der Eiergröße, Hauptsache, sie passen noch in den Eierkarton. „Ich habe noch alles da“, sagt er, vermutlich mit einem leicht nervösen Blick auf die Kundenschlange, die bereits ab sechs Uhr früh „frohe Ostern“ murmelt.
Wem das zu viel Trubel ist, der kann beim ehemaligen Geflügelhof der Familie Möller in Hilden Eier direkt im Einfahrtsbereich abgreifen. Kein Hofbetrieb mehr, aber das Eierhäuschen lebt. Sohn Björn übernimmt den Verkauf, während die Eltern den wohlverdienten Ruhestand auf Weltreise antreten – vermutlich mit einem Koffer voller Eier zur Sicherheit.
In Haan wird’s dann richtig nostalgisch: Auf Gut Ellscheid, seit über einem Jahrhundert in Familienbesitz, gibt es alles, was das Herz begehrt – Milch, Käse, Quark, Konfitüren und natürlich Eier. Und für die Ostertage sogar Gänseeier. Da kann sich das Huhn mal eine Pause gönnen. Der Hofladen ist fest in österlicher Hand, mit selbstgemachten Rübli-Kuchen und Eierlikör, wie es sich gehört. Die Preise? Noch human. Aber Achtung: Nach Ostern wird’s teurer – Futtermittel sind eben kein Pappenstiel.
Und wer dann noch am Gut Ehlenbeck vorbeischaut, bekommt die Eier sogar direkt aus dem Verkaufsschrank. Wer sagt, Eier-Shopping sei nicht spannend, hat nie nach einem passenden Eurostück für die Schrankschublade gesucht.
Einziger Wermutstropfen: Einige Höfe wie Gut Kamphausen haben den Verkauf eingestellt – das große Höfesterben macht auch vor der Idylle nicht Halt. Aber solange es in Hilden und Haan noch Automaten, Eierhäuschen und Verkaufsschränke gibt, bleibt das Frühstücksei gesichert. Man muss nur wissen, wo man suchen muss – und am besten schon mal vorher üben, wie man mit einer Hand einen Automaten bedient, während man mit der anderen den Rübli-Kuchen nicht fallen lässt. Frohe Eiersuche!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen