Freitag, 25. April 2025

25.4.2025: Von Drachenfrüchten und Kühlhaus-Romantik – Der Großmarkt ist jetzt in Hilden

Manchmal, ganz selten, geschehen Dinge, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttern. Der Umzug eines Großmarktes gehört vermutlich nicht dazu – es sei denn, man lebt in Hilden. Dann ist das nicht weniger als der ganz große Obst-und-Gemüse-Knall.

Nach schlappen 80 Jahren hat sich der Großmarkt aus Düsseldorf verabschiedet und ist schnurstracks nach Hilden gezogen. Nicht etwa in eine romantische Altbauvilla mit Blick auf die Itter, sondern in das hochfunktionale, blitzeblanke „City Dock“ im Gewerbegebiet Hülsen. Dort, wo sich normalerweise maximal Büroklammern, Heizkörper oder futuristische Kopiergeräte stapeln, liegen nun prallrote Tomaten, selbstbewusst leuchtende Drachenfrüchte und Amalfi-Zitronen mit Dolce-Vita-Vibes.

Hans Peter Deutschmann, seines Zeichens Fruchtflüsterer und Geschäftsführer von Klees Fruchtimport, ist in dieser Neon-erleuchteten Früchtekathedrale der Chef im Ring. Mit stoischer Ruhe, einem Blick für Details und vermutlich der niedrigsten Körpertemperatur im Kühlhaus (wo die Pilze chillen), managt er ein Team, das zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens Höchstleistungen vollbringt. Während normale Menschen zu dieser Uhrzeit noch verzweifelt den Snooze-Button drücken, jonglieren seine Leute mit Rhabarberkisten und listenweise Bestellungen. Und immer wieder dieser magische Ruf durch die Halle: „Kaffee?“

Die Kunden – ob Wochenmarkt-Romantiker, knallharte Gastronomen oder Supermarktstrategen – bestellen mittlerweile meist digital. Per Mail oder, Achtung, Retro-Charme: Fax. Man möchte fast ein Tränchen verdrücken. Ein Hoch auf die analoge Romantik in einer digitalisierten Welt. Währenddessen rollen draußen auf der Siemensstraße die Laster an – der Highway der Vitamine liegt direkt vor der Tür, flankiert von der A3, A46, A59 und wahrscheinlich auch einer geheimen Autobahn nur für Zucchinis.

Und wer jetzt denkt: „Na und? Ein Großmarkt halt…“, dem sei gesagt: Ohne diesen Ort gäbe es in vielen Restaurants der Region nur halb so viele hübsch dekorierte Teller. Walbecker Spargel, Waldnieler Erdbeeren – alles durch diese Hallen geschleust. Ein bisschen wie Amazon, nur gesünder und mit deutlich mehr Frischeduft.

Dass Hilden jetzt eine Art Frucht-Hotspot geworden ist, dürfte auch den regionalen Vitaminpegel steigen lassen – ein echter Standortgewinn. Sogar die Geosec Deutschland GmbH und ein IT-Dienstleister sind mit eingezogen. Vermutlich arbeiten die aber nicht mit Drachenfrüchten.

Kurzum: Der Großmarkt in Hilden ist ein Ort, an dem man nachts um drei den Puls der Region fühlen kann – knackfrisch, aromatisch und ganz ohne künstliche Konservierungsstoffe. Und wenn man Glück hat, gibt’s sogar einen Kaffee.

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