Dienstag, 28. Oktober 2025

28.10.2025: Hilden sagt Tschüss zum Elterntaxi – und hallo zu kleinen Verkehrsexperten mit Matschhose

Es ist Herbst in Hilden. Die Blätter rascheln, die Pfützen glitzern und irgendwo in der Ferne schreit ein Vater durchs halb geöffnete Autofenster: „Lena! Du hast deinen Turnbeutel vergessen! Und den linken Schuh!“ Willkommen im ganz normalen morgendlichen Elterntaxi-Chaos vor den Grundschulen dieser beschaulichen Stadt. Doch Hilden sagt nun: Bye bye, Blechlawine!

Bereits zum dritten Mal ruft Bürgermeister Claus Pommer zur Aktion „Bye Bye Elterntaxi“ auf – ein freundlicher, aber bestimmter Hinweis an alle übermotivierten Chauffeur-Eltern: Die Straße ist kein Drive-In-Schulhof. Zwischen hupenden SUVs, hektischen Parkmanövern und einer Wolke aus Thermokaffeebecherdampf sollen Kinder nämlich eins lernen: den Schulweg selbst meistern – ohne Sicherheitseskorte im Rückspiegel.

900 Kinder der dritten und vierten Klassen steigen ab dem 3. November wieder um: auf Füße, Fahrräder oder, für die Coolen unter ihnen, den Roller. Die Lehrkräfte zählen täglich – anonym natürlich – wer sich aus eigener Muskelkraft durch das Hildener Herbstwetter gekämpft hat. Ein bisschen wie Wahlbeobachter, nur mit mehr Reflektorwesten.

Die Belohnung? Nein, kein warmer Kakao vom Bürgermeister (wäre aber eine Idee für nächstes Jahr, Herr Pommer!). Sondern echte Preise – gesponsert vom Hildener Familienunternehmen Windmann Catering. Ja genau, die mit dem guten Schulessen. Geschäfts­führer Carsten Windmann sagt sinngemäß: Wer morgens eigenständig den Schulweg meistert, hat sich das Pausenbrot wirklich verdient.

Der Hintergrund ist dabei alles andere als lustig: Immer mehr Elterntaxis sorgen für Staus, Stress und eine gefährliche Verkehrslage direkt vor den Schulen. Ironischerweise fahren viele Eltern ihre Kinder zur Schule, damit sie sicher ankommen – und schaffen damit genau das Gegenteil. Der tägliche Showdown um die besten Halteplätze führt nicht selten zu Szenen, die man sonst nur aus Actionfilmen kennt. Nur mit weniger Helikopter, dafür mehr „Helikoptereltern“.

Die Aktion „Bye Bye Elterntaxi“ will also nicht nur für bessere Luft und entspanntere Lehrerpausen sorgen, sondern vor allem die Selbstständigkeit der Kinder fördern. Denn wer es morgens allein durch Nieselregen und Laternenlicht schafft, der meistert später auch mühelos das echte Leben – inklusive Steuererklärung und IKEA-Aufbauanleitung.

Und mal ehrlich: Gibt es etwas Schöneres, als mit Freunden zur Schule zu laufen, dabei Kastanien zu sammeln und über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu sprechen? Wie zum Beispiel: Wer hat den neuesten Beyblade, warum stinkt der Turnbeutel von Jonas so und wieso ist Frau Müller eigentlich immer auf dem Fahrrad schneller als alle?

Also, liebe Eltern: Parkt eure Sorgen ein, klemmt die Thermoskannen unter den Arm und lasst die Kinder laufen. Sie schaffen das. Auch mit nur einem Schuh.

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