Montag, 1. Dezember 2025

1.12.2025: Hilden kauft, Haan trödelt – der Einzelhandel macht den Adventstanz

Kaum hat der erste Advent einmal durchgeklingelt, geraten die Innenstädte in Hilden und Haan in den Zustand kollektiver Kaufbereitschaft: Der eine packt die Kreditkarte aus, die andere Omas Silberbesteck, um es auf dem Trödelmarkt unters Volk zu bringen. So unterschiedlich die Wege, so einig das Ziel: Konsum in Reinkultur – mit Zimtduft in der Nase und Glühwein im Herzen.

In Hilden war’s am verkaufsoffenen Sonntag so voll, dass man sich entweder durch die Fußgängerzone schieben ließ oder – je nach Körpergröße – als menschliches Navi dienen musste. In Haan wiederum wurde getrödelt, was die Dachböden hergaben. Zwischen Tupperware mit historischem MHD und Keramikigeln aus der Steinzeit fanden auch manche Schnäppchenjäger ihr persönliches Weihnachtswunder.

Der Einzelhandelsverband kommentiert das Ganze mit einem verhaltenen: „Joa, läuft... so halb.“ Die Kassen klingelten zwar, aber so richtig in Wallung kommt das Weihnachtsgeschäft wohl erst, wenn die Black-Friday-Schnäppchenjäger ihre Preisvergleichstabellen wieder eingepackt haben. Denn obwohl viele offenbar schon ihr frisch überwiesenes Gehalt am Wochenende in Weihnachtsgeschenke umgemünzt haben, bleibt der Handel nur mäßig begeistert. Zu viele Klicks auf Rabattseiten, zu wenige Kunden in den Läden. Aber hey – die Stimmung sei gut, und das zählt im Advent schließlich fast mehr als der Umsatz. Fast.

Besonders gut liefen übrigens Elektronikartikel – offenbar braucht der moderne Mensch in der besinnlichen Zeit nichts dringender als eine neue Soundbar, um „Last Christmas“ in Dolby Atmos hören zu können. Auch Haushaltsgeräte gingen weg wie warme Waffeln – vermutlich, weil irgendjemand in der Familie immer noch keinen funktionierenden Toaster hat. Die Modebranche freut sich über warme Jacken und die Vorfreude auf Festtagslooks – irgendwo muss das Glitzerkleid ja hin, auch wenn’s dieses Jahr wieder nur bis zum Raclette-Tisch geht.

Spannend wird’s, wenn man den Blick in die Zukunft wagt: Der Einzelhandel setzt zunehmend auf den sogenannten „hybriden Verkauf“. Heißt übersetzt: online bestellen, offline abholen. Oder wie man früher sagte: „Kann ich das zurücklegen lassen?“ Das funktioniert jetzt nur mit WLAN und Passwort, macht aber denselben Menschen glücklich.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis: Wenn’s draußen kalt wird, wärmt man sich in Hilden beim Schaufensterbummel und in Haan beim Trödelschnack. Und irgendwo in der Mitte freut sich der Einzelhandel, dass die Menschen überhaupt noch rausgehen – auch wenn sie am Ende dann doch online bestellen. Advent eben – zwischen Glühwein, Gedränge und gesunder Gewinnerwartung.

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