Freitag, 5. Dezember 2025

5.12.2025: Sonntag ist Markttag – und manchmal auch Mittelalter

Hilden, diese charmante Stadt zwischen Düsseldorf und dem Rest der Welt, lässt sich für 2026 nicht lumpen: Die Innenstadt wird gleich vier Mal sonntags geöffnet, dazu gibt’s Märkte, Feste, Streetfood-Orgien – und als Sahnehäubchen ein Mittelaltermarkt, bei dem garantiert mehr Schwerter als Smartphones gezückt werden.

Der Stadtmarketing-Ausschuss bekommt nun ein Unterhaltungs-Bündel vorgelegt, das klingt, als hätte man eine Kirmes, ein Weinfest und eine Kleinkunstmesse in den Mixer geworfen – und obendrauf noch ein Ritterturnier aus dem 13. Jahrhundert gestreut. Klingt absurd? Willkommen in Hilden 2026.

Die verkaufsoffenen Sonntage, ein regelmäßig wiederkehrender Quell der Ekstase für Einzelhandel und ein ebenso verlässlicher Nervknoten für Kirchen und Gewerkschaften, sind wie folgt geplant: Mai, September, Oktober, November. Die Innenstadt wird zur Shopping-Zone deluxe erklärt – allerdings bitte nicht am 3. Mai zwischen 10 Uhr und 12.30 Uhr. Da ist Erstkommunion. Da soll nicht geshoppt, sondern gebetet werden. Verständlich. Zwischen Segnung und Sonderangebot darf es ja keinen Interessenskonflikt geben.

Während die IHK, die Handwerkskammer und der Handelsverband euphorisch die Einkaufstüten schwenken und von „Lebendigkeit im Zentrum“ sprechen, holt Verdi erneut die große Sonntagsschutz-Keule raus. Keine Prognose zu Besucherzahlen, keine echte Rechtfertigung – das übliche Spiel: „Wenn die Leute nur wegen des Weinfests kommen und dann zufällig Socken kaufen, ist das kein Grund für Sonntagsarbeit!“ Ein nachvollziehbarer Einwand – aber wer jemals mit einem Federweißen in der Hand an einem Stand mit Glitzer-Gürteln vorbeigeschlendert ist, weiß: Konsum passiert oft aus Versehen.

Highlight des Jahres dürfte allerdings der Mittelaltermarkt Ende Februar werden. Zwei Tage lang verwandelt sich der Alte Markt in eine Kulisse für Gaukler, Mägde und Möchtegern-Wikinger. Man darf gespannt sein, ob die Kundschaft im Kettenhemd kommt oder ob Ritter Kunibert sich beim Streetfood-Festival im August mit veganen Tacos den Magen verdirbt. Aber hey – Hilden steht für Vielfalt. Und für Mut zu ungewöhnlichen Konzepten.

Der städtische Festkalender ist jedenfalls so prall gefüllt, dass man fast den Eindruck bekommt, die Innenstadt mache nur noch für das Finanzamt Pause. Ostereiersuche, Stoffmarkt, Künstlermarkt, „Hilden tanzt“, Musik für die Urlaubskasse, Markt Vibes – kurz: Wer 2026 nicht mindestens einmal versehentlich in ein Fest gerät, wohnt vermutlich in einem Bunker.

Und falls doch mal ein Wochenende ohne Event auftaucht? Keine Sorge. Dann kommt bestimmt die nächste Idee: vielleicht ein barocker Poetry Slam oder der erste Hildener Drohnen-Lichtermarkt auf dem Marktplatz. Oder ein verkaufsoffener Montag – für die ganz Mutigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen