Donnerstag, 4. Dezember 2025

4.12.2025: Solingen, Seitenstreifen und die große Hoffnung auf Asphaltwunder

Wer in NRW lebt und jemals das Wagnis eingegangen ist, sich mit einem Fahrzeug über die A3 zu bewegen, kennt das Gefühl: Man rollt – und zwar langsam, millimeterweise, am Rande der Verzweiflung. Neben einem: eine Armada von LKWs, die aussehen, als hätten sie sich dort zu einem internationalen Fernfahrer-Stammtisch verabredet. Und direkt daneben? Ein Seitenstreifen, so leer und unberührt wie ein Spa-Bereich am Montagmorgen. Jetzt soll das anders werden – zumindest wenn es nach der Bergischen Industrie- und Handelskammer geht.

Die IHK hat nämlich die Faxen dicke. Genug diskutiert, jetzt soll der Seitenstreifen ran! Die Idee: Wenn der Seitenstreifen freigegeben wird, kann man sich vielleicht den großen (und bei Umweltschützern eher ungeliebten) Ausbau der A3 mit acht Fahrstreifen sparen. Clever gedacht – warum ausbauen, wenn man den unbenutzten Rand schon hat? Die Wirtschaft jubiliert, die LKWs könnten sich endlich wie echte VIPs fühlen, wenn sie auf der Überholspur des ehemaligen Rettungswegs cruisen dürfen.

Dabei geht es der IHK aber nicht nur um den Stau. Nein, das ist Teil eines größeren Plans, in dem auch das Industriegebiet Scheuren eine Hauptrolle spielt. Die Firmen dort hängen aktuell am Tropf der Bonner Straße und der sogenannten „Vieh“, was ein bisschen klingt wie eine Ausfahrt aus einem Grimmschen Märchen. Ein besserer Anschluss soll her – und zwar bitte mit Vollgas. Denn ohne flotten Zugang zum Fernstraßennetz macht so ein Industriegebiet ungefähr so viel Spaß wie ein WLAN-freier Coworking-Space.

Doch zurück zur A3. Der Seitenstreifen ist längst kein Neuling in der Verkehrsdebatte. Schon seit Jahren wird über ihn gesprochen, als wäre er ein vergessener Promi aus den 80ern, der endlich sein Comeback feiern soll. Und siehe da – laut IHK gibt es sogar ein Gutachten (vermutlich dicker als die Bibel), das die Freigabe befürwortet. Jetzt ist das Verkehrsministerium gefragt. Also... in Autobahntempo, versteht sich.

Das eigentliche Sahnehäubchen aber ist der visionäre Gedanke: Wenn sich der Seitenstreifen als temporäre Lösung bewährt, könnte man sich vielleicht den gigantischen Ausbau sparen. Also keine Rodung der Ohligser Heide, keine Dauerbaustelle bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, kein Autobahn-Gigantismus mit acht Spuren, sondern einfach: „Mach den Seitenstreifen frei und gut is’!“

Aber klar, ganz ohne Drama geht’s auch hier nicht. Die sogenannte „große Lösung“, also der direkte Anschluss der Viehbachtalstraße an die A3, wurde nach jahrelangem Hin- und Her-Debattieren nun offiziell zu Grabe getragen. IHK-Geschäftsführer Wängler sagt: „Macht keinen Sinn mehr.“ Damit reiht sich dieses Infrastrukturprojekt ein in die lange Liste der Dinge, über die in Solingen sehr lange geredet, aber nie gebaut wurde – direkt neben der Teleportationsstrecke von Ohligs nach Wald und dem U-Bahn-Anschluss für den Weihnachtsmarkt auf Schloss Burg.

Was bleibt also? Ein Plan, eine Hoffnung und ein Seitenstreifen, der endlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden soll. Ob das klappt? Schwer zu sagen. Aber eins ist sicher: Wenn in Deutschland mal etwas schnell gehen soll, ist es vermutlich der Seitenstreifen, der die letzte Chance auf zügigen Fortschritt darstellt. Und wenn nicht: Dann stehen wir halt weiter – Stoßstange an Stoßstange – und träumen davon, dass eines Tages irgendwo in einem Ministerium jemand den Stift zückt und einfach mal „Freigabe Seitenstreifen – ab sofort“ unterschreibt.

Bis dahin heißt es: Fenster runter, Podcast an und tief durchatmen. Willkommen auf der A3!

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