Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach da. Der Kaffee ist morgens bitter, die Steuererklärung kommt immer zu früh – und in Hilden gibt’s Stau. Aber seit die A59 in Richtung Leverkusen gesperrt ist, hat Hilden den nächsten Schritt auf dem Weg zur verkehrstechnischen Erleuchtung gemacht: Willkommen im Zen der Vollsperrung. Oder wie man im Rheinland sagt: *Et kütt wie et staut.*
Seit Mitte Oktober läuft der große Straßensanierungs-Exorzismus auf rund zwölf Kilometern zwischen Düsseldorf-Süd und Monheim. Asphalt wird abgefräst, Brücken bekommen ein Lifting, Entwässerung wird entmodernisiert, alles kommt auf Stand 2050. Eigentlich toll. Wenn es nur nicht die kleine Nebenwirkung gäbe, dass täglich gefühlt ganz NRW durch Hilden muss, weil die Umleitungen offenbar von einem Kobold mit Google Maps 2010 entworfen wurden.
Autofahrer:innen berichten inzwischen von traumatischen Pendel-Erlebnissen: "40 Minuten von Elberfeld nach Hilden" – und das war noch ein guter Tag. Der Klassiker: Man fährt um 17 Uhr los, ist um 18 Uhr 20 auf der Hälfte der Strecke, hat aber dafür inzwischen den Namen und das Lieblingsradioformat des LKW-Fahrers nebenan gelernt. Man kennt sich, man grüßt sich. Verkehrsinfarkt als soziales Experiment.
Die Stadt Hilden hat immerhin reagiert – mit Behelfsampeln. Leider kann man diese Hightech-Wunderwerke nur vor Ort manuell verstellen. Online-Steuerung? Zukunftsmusik. Ein Dezernent träumte sogar öffentlich von Fernwartung. Wahrscheinlich träumt er auch von fliegenden Autos, Einhörnern und einer autofreien Berliner Straße. Immerhin: Die Ampeln kosten die Stadt nix. Man hat ja sonst keine Sorgen.
Doch der eigentliche Witz – oder eher: die bittere Pointe – liegt in der Baustellen-Kaskade. Denn wer denkt: „Mehr Stau geht nicht“, der kennt die Hildener Baustellenplanung noch nicht. Als wäre die A59 nicht genug, wurde an der Grünstraße noch schnell das Stromnetz aufgegraben. Der Effekt: Nord-Süd-Verbindungen durch Hilden? Viel Glück. Eine Leserin fragt empört, wie man in dieser „katastrophalen“ Lage überhaupt noch eine zusätzliche Baustelle eröffnen könne. Die Stadt antwortet sinngemäß: „Jo, wir wollten ja warten, aber wir mussten halt doch buddeln.“ Klingt nach dem Motto: Wenn schon Chaos, dann richtig.
Zwischen all dem Schilder-Wahnsinn, den offline blinkenden Ampeln und dem rhythmischen Wummern von Asphaltfräsen bleibt vor allem eines: die Hoffnung. Hoffnung darauf, dass irgendwann der Sommer 2026 kommt, die A59 in Richtung Leverkusen wieder befahrbar ist – und wir alle ein bisschen weiser, ein bisschen geduldiger und definitiv besser im Podcast-Hören sind. Wobei: Dann wird ja die andere Seite gesperrt. Richtung Düsseldorf. Ach was soll's. Dann lernen wir halt auch noch die LKW-Fahrer in die Gegenrichtung kennen. Man muss das Positive sehen. Oder wie man in Hilden mittlerweile sagt: „Stau ist, was du draus machst.“
Sonntag, 7. Dezember 2025
7.12.2025: Hilden steht, der Verkehr ruht – Ein Drama in mehreren Akten
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