Es gibt ja so Briefe, die man lieber ungeöffnet lassen würde. Rechnungen, Mahnungen oder – das absolute Grusel-Highlight – der Grundsteuerbescheid. In Hilden sorgt genau dieser Brief derzeit für Schnappatmung unter den Bürgern. Die neuen Bescheide sind da, und mit ihnen ein kollektives „Das kann doch nicht euer Ernst sein?!“
Der Bürgermeister Claus Pommer, mittlerweile vermutlich bestens vertraut mit panischen E-Mails und lauten Telefonanrufen, gibt sich verständnisvoll. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten „unerwartet hohe Steuerlasten“ auf ihren Bescheiden entdeckt. Unerwartet hoch heißt in diesem Fall: Einmal tief durchatmen, denn aus 250 Euro werden mal eben 800, aus 1200 Euro stolze 4000.
Der Grund? Neue Hebesätze. Klingt erstmal harmlos, hat aber einen ganz schönen Bums. Die Stadt hat sich nämlich gegen eine „aufkommensneutrale“ Variante entschieden – also quasi gegen „Wir lassen alles so, wie es ist“ – und stattdessen kräftig an der Steuer-Schraube gedreht. Wohnimmobilien werden mit 650 Prozentpunkten bedacht, Gewerbegrundstücke gleich mit 1300 Prozent. Zum Vergleich: Die Stadt Monheim verzichtet fast komplett auf die Grundsteuer – aber Monheim hat ja auch den Charme eines Steuerparadieses.
Natürlich hat Hilden eine Erklärung parat: Die Grundsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Stadt. Klar, von irgendwo müssen Schulen, Kitas, Radwege und Brücken bezahlt werden. Aber wenn sich Hausbesitzer und Mieter plötzlich fühlen wie Kandidaten in einer neuen RTL-Show namens „Deutschland sucht den letzten Euro“, dann läuft irgendwas schief.
Der Mieterbund, Vermieterverbände und Steuerberater laufen jedenfalls Sturm. „Wie sollen Vermieter das ihren Mietern erklären?“ fragt Andreas Adan von Haus & Grund. Gute Frage! Vielleicht mit: „Herzlichen Glückwunsch! Sie zahlen jetzt den Preis eines Mallorca-Urlaubs – nur halt für Grundsteuer.“ Und da viele Vermieter eben nicht „reiche Großvermieter“ sind, sondern Otto-Normal-Bürger mit einer Eigentumswohnung als Altersvorsorge, dürfte der Frust entsprechend groß sein.
Was kann man tun? Einspruch einlegen! Klingt erstmal gut, aber da gibt es gleich zwei Haken. Erstens: Man hat nur einen Monat Zeit – und das bitte per Post oder Fax. E-Mail? Fehlanzeige, als wäre das Jahr 1997. Zweitens: Ein Widerspruch kostet Geld. Und wenn man verliert, zahlt man nicht nur die höhere Steuer, sondern auch die Gebühr für den Widerspruch. Jackpot!
Der Bürgermeister gibt sich derweil diplomatisch. Die Stadt könne da nichts machen, das Finanzamt sei verantwortlich. Das Einzige, was Hilden tun könne, sei eine „Mahnsperre setzen“, falls das Finanzamt einen Einspruch akzeptiert. Also quasi: „Wir drohen euch erstmal nicht mit Inkasso, aber nur, wenn das Finanzamt sagt, dass ihr vielleicht recht habt.“
Währenddessen stellen sich viele Bürger eine entscheidende Frage: Wird Hilden jetzt unbezahlbar? Oder gibt es doch noch Hoffnung auf ein Einsehen der Stadt? Bis dahin bleibt nur eins: Einatmen, Ausatmen, Konto checken und hoffen, dass man am Ende des Monats noch genug für die Stromrechnung übrig hat.
Samstag, 15. Februar 2025
15.2.2025: Grundsteuer-Schock in Hilden: Wenn der Briefkasten zur Horror-Kiste wird
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen