Dienstag, 11. November 2025

11.11.2025: Hilden Helau! Wenn der Hoppeditz später aufsteht als der Durchschnitts-Schüler

In Hilden steht die fünfte Jahreszeit wieder vor der Tür, und das mit der Präzision eines Weckers auf Karnevalsmodus: nicht um 11:11 Uhr – wie’s der kölsche Uhrzeiger eigentlich verlangt – sondern ganz gemütlich um 17 Uhr. Denn in Hilden sagt man sich: „Warum früher aufstehen, wenn man auch im Feierabend jeck sein kann?“ Und so darf der Hoppeditz ein bisschen ausschlafen, bevor er sich auf der Stadthallen-Bühne die Narrenkappe aufsetzt und losplappert, als hätte er ein Jahr lang in der Bütt geschlummert.

Doch das ist erst der Anfang! Die Hildener Karnevalssession lässt sich nicht lumpen. Da werden Prinzenpaare gekürt, als wären es die Oscarverleihungen des Frohsinns – mit gleich drei Versionen: klassisch, inklusiv und in Miniaturausgabe. Wer jetzt noch denkt, Karneval sei nur was für Jecken mit Kamelle-Erfahrung, der hat die Rechnung ohne Prinz Malte gemacht.

Und dann: Biwak! Wer jetzt an Feldbett und Dosenravioli denkt, hat keine Ahnung vom jecken Armeewesen. In Hilden heißt das: Tanzgarden statt Drill, Kostüm statt Uniform – und eine Versammlung von mehr gekrönten Häuptern als beim letzten Queen’s Garden Tea.

Natürlich dürfen die „Kölsche Tön“ nicht fehlen – denn was wäre der Karneval ohne Höhner, Räuber und Druckluft (nein, nicht aus dem Reifen – sondern aus der Musikbox)? Zwischen Tuppes vom Land und Tanzkorps mit lateinamerikanischer Beinkoordination könnte selbst ein staubtrockener Steuerberater plötzlich zum Sambatänzer mutieren.

Die Damen treffen sich „Jeck om Deck“ – vermutlich auf einem imaginären Kreuzfahrtschiff, das mitten in der Stadthalle vor Anker geht, während die Herren sich bei der Herrensitzung von Palm Beach Girls und Kölschen Harlequins verzaubern lassen. Wer sagt, Gleichberechtigung sei ein theoretisches Konzept, hat offenbar nie eine Karnevalssitzung besucht.

Und wie jedes Jahr wird am Altweiberdonnerstag das Rathaus gestürmt – beziehungsweise das Bürgerhaus, weil das echte Rathaus wahrscheinlich längst die weiße Flagge geschwenkt hat. Danach geht’s weiter zur Waldkaserne. Kein Witz – in Hilden wird selbst das Militär narrentauglich gemacht. Soldaten, zieht euch warm an, die Jecken kommen mit Pappnase und Konfetti statt Kommandoton.

Für alle, die Inklusion nicht nur predigen, sondern auch tanzen wollen, gibt’s eine eigene Party. Und für die Seefahrer unter den Narren geht der Seeräuberball vor Anker – mit Säbelrasseln, Schunkeln und wahrscheinlich mehr Glitzer als in einer Karibikdisco.

Und dann – Trommelwirbel, Tröte, Tusch – kommt der Rosenmontagszug. Punkt 14:11 Uhr zieht er durch die Innenstadt, als hätte man Hilden kurzzeitig in einen Karnevals-Disneyfilm verwandelt. Danach steigt die After-Zoch-Party auf dem Alten Markt. Wer dann noch steht, hat entweder eine phänomenale Kondition oder sich strategisch zwischen den Tanzgruppen auf dem Bierwagen positioniert.

In einer Zeit, in der die Nachrichten oft eher zum Heulen als zum Lachen sind, ist es eine Wohltat zu wissen: In Hilden lebt der Frohsinn. Und der Hoppeditz ist vielleicht nicht pünktlich – aber dafür verdammt gut gelaunt.

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