Samstag, 15. November 2025

15.11.2025: Endstation Hoffnung – Wie Hilden sich aus dem Schienenersatzverkehr freikämpft

Manch einer in Hilden hätte es nicht für möglich gehalten: Am 14. November 2025, nach einem halben Jahr Baustellenfrust, Ersatzbus-Bingo und „Bitte zurückbleiben“-Depression, soll die S1 tatsächlich wieder zwischen Solingen, Hilden und Düsseldorf rollen. Ein Tag, der in die Annalen eingehen könnte – oder in den nächsten Baustellenplan. Aber bleiben wir optimistisch. Zumindest für einen Moment.

Der Hildener Bahnhof präsentiert sich inzwischen mit einem neuen Dach über’m Bahnsteig. Modern, solide, wetterfest. Die provisorischen Holzstände, die an eine Mischung aus Bushaltestelle, Gartenlaube und studentischem Improvisationstheater erinnerten, sind Geschichte. Und das ist auch gut so. Denn wenn wir schon auf den Zug warten, dann doch bitte mit Stil. Oder wenigstens ohne Splitter in der Sitzhose.

Jetzt fehlt nur noch… tja, der Zug. Die S-Bahn. Der eigentliche Star der Show. Und während ganz Hilden fragt: „Kommt sie wirklich zurück?“, gibt sich die Deutsche Bahn betont zuversichtlich – in typisch vorsichtigem PR-Sprech. Man befinde sich „im Endspurt“, arbeite „unter Hochdruck“, und alles sei „für heute Abend“ geplant. Wer da spontan an eine romantische Zugankunft bei Sonnenuntergang denkt, hat entweder zu viele DB-Werbespots gesehen oder einen leichten Wärmestau vom letzten Schienenersatzverkehrsbus.

Doch bevor das erste Abfahrtssignal erklingt, hat die Realität schon mal kurz dazwischengerufen: Vandalen haben sich vor dem ersten offiziellen Fahrgast auf den neuen Wartehäuschen verewigt. Graffiti – das moderne Pendant zum „Ich war hier“-Schulbankritzer. Immerhin reagiert die Bahn schnell: Man kenne die „Schmierereien“ und werde sie „so schnell wie möglich“ entfernen. Ob mit Hochdruckreiniger oder nur mit der Kraft der guten Absicht, bleibt unklar.

Trotz allem bleibt die Hoffnung bestehen: Ein Bahnhof mit Dach, echte Züge statt Ersatzräder, keine Baustellenkegel in Sichtweite – das klingt verdächtig nach Normalität. Fast zu schön, um wahr zu sein. Aber wer monatelang mit Umleitungen gelebt hat, kann auch mit Überraschungen umgehen.

Und falls die S1 heute Abend tatsächlich wieder in Hilden einfährt? Dann bitte alle einmal applaudieren. Für die Geduld, für die Rückkehr der Bahn – und ein bisschen auch dafür, dass wir es ohne psychologischen Beistand bis hierher geschafft haben.

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