Alle Jahre wieder klopft nicht nur der Paketbote mit Amazon-Schweißperlen auf der Stirn an unsere Tür, sondern auch das gute alte Weihnachtsgefühl. Und was wäre festlicher als die Aktion *Weihnachten im Schuhkarton*, bei der man mal wieder das Gefühl bekommt, wirklich etwas Gutes zu tun – ohne sich gleich für einen Bungee-Sprung ins kalte Spendenwasser verpflichten zu müssen? In Hilden jedenfalls ist diese Aktion längst so traditionell wie der Eierlikör bei Tante Inge: man macht einfach mit.
Ab dem 10. November geht’s los – dann kann man in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Hilden wieder Schuhkartons abgeben, die für leuchtende Kinderaugen sorgen sollen. Wichtig ist allerdings: Der Karton soll nicht zur Überraschungskiste aus Omas Keller verkommen. Gebrauchte Klamotten, Lebensmittel oder gar die scharfkantige Sammlung aus Opas Bastelschublade bleiben bitte draußen. Auch Vitamin-Brausetabletten – ja, die mit Orange-Geschmack und maximaler Brausewirkung – sind verboten. Offenbar gibt es irgendwo eine internationale Brausetabletten-Schmuggelpolizei, die das gar nicht lustig findet.
Und ganz ehrlich: Wer packt denn ernsthaft ein Skatspiel in einen Kinderkarton? Wer denkt sich: „Ach, der kleine Ahmed aus Georgien wird sich sicher über die Möglichkeit freuen, Grand Hand zu spielen“? Da muss man sich fast mehr Sorgen um die Schenkenden machen als um die Beschenkten. Ebenfalls tabu: Zaubersets, Kriegsspielzeug und Literatur. Literatur! Man stelle sich vor, ein Kind bekommt statt eines Teddybären eine fünfseitige Abhandlung über die Thermodynamik – frohe Weihnachten.
Stattdessen bitte: Spielsachen, Hygieneartikel (die *nicht* auslaufen), Schulmaterialien oder ein netter kleiner Schal – *neu*, versteht sich. Die Gemeinde hat an alles gedacht und nimmt die Pakete in der Paul-Spindler-Straße entgegen, täglich zwischen 16 und 18 Uhr, vom 10. bis 17. November. Wer den weihnachtlichen Akt der Barmherzigkeit gern mit einer Portion Hüpfen und Toben kombinieren möchte, kann sein Paket auch im Trampolino abgeben – eine Art moderner Stall von Bethlehem, nur mit Rutsche.
In jedem Fall gilt: Weihnachten ist das Fest der Liebe – und offenbar auch das Fest der sehr spezifischen Einfuhrbestimmungen. Aber wenn am Ende irgendwo ein Kind in Osteuropa einen nagelneuen Teddybären aus einem hübsch verzierten Schuhkarton zieht, während wir mit Gänsekeule und Socken von Tante Ruth auf dem Sofa sitzen – dann war’s das allemal wert.
Fröhliches Packen, Hilden. Und bitte keine Skatkarten. Ernsthaft.
Dienstag, 4. November 2025
4.11.2025: Geschenke mit Herz, aber bitte ohne Seifenblasen und Skatkarten – Weihnachten im Hildener Schuhkarton
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