Ein Bürgermeister, vier Herausforderer, 53,3 Prozent – das ist nicht die neue Rezeptur für eine Hildener Spezial-Bratwurst, sondern das Wahlergebnis von Claus Pommer. Und wer dachte, Lokalpolitik sei langweilig, der war offenbar noch nie auf einer Ratssitzung in Hilden. Pommer, frisch im Amt bestätigt, posiert mit Ehefrau Elke und Parteifreunden am Wahlabend so glücklich, als hätte jemand gerade das Waldbad in eine Therme mit Cocktailbar umgebaut. Und wer hätte es gedacht – genau das soll ja nicht geschlossen werden. Zumindest nicht unter seinem Wachtelblick.
Dabei ist die politische Wetterlage alles andere als sonnig. Der Stadtrat? Eher ein Puzzle mit Teilen aus verschiedenen Spielen. Die CDU bleibt zwar stärkste Kraft, aber die AfD hat sich verdoppelt (leider nicht in Einsicht), die Grünen sind auf Diät gegangen, und die SPD… na ja, sagen wir: sie machen mit. Und jetzt sollen aus diesem kunterbunten Haufen „themenbezogene Mehrheiten“ gezaubert werden. Man darf gespannt sein, ob das mehr „House of Cards“ oder „Sendung mit der Maus“ wird.
Doch Pommer gibt sich diplomatisch. Die AfD? Mit denen wird nicht gekuschelt. Also zumindest nicht freiwillig. Wenn sie allerdings einem CDU-Antrag zustimmen, dann ist das halt so. Schließlich ist man hier in der Demokratie und nicht auf Tinder – da kann man sich seine Matches nicht immer aussuchen.
Auch finanziell hat Hilden eher das Budget eines durchschnittlichen WG-Kühlschranks nach einer durchfeierten Woche. Zwar winken 20 Millionen Euro vom Land, aber bevor jetzt jemand die Sektkorken knallen lässt: Es steht noch nicht fest, ob das Geld tatsächlich auch für Sekt (oder zumindest Schulen und Kitas) ausgegeben werden darf. Pommer möchte jedenfalls den Bildungsbereich stärken, ohne die Grundsteuer zu erhöhen – was ungefähr so einfach ist, wie einen IKEA-Schrank mit den Füßen zusammenzubauen.
Und der Haushalt? Der wird im Dezember eingebracht, aber wahrscheinlich erst im April beschlossen – also genau rechtzeitig zu Ostern. Vielleicht bringt der Stadtrat dann auch gleich ein paar bunte Eier mit, um die Stimmung aufzuhellen. Bis dahin soll Transparenz herrschen. Klingt gut – aber man kennt das: Transparent ist auch der Vorhang, durch den man trotzdem nicht sieht, was dahinter passiert.
Besonders bitter: Die Notdienstpraxis zieht um. Statt Langenfeld heißt es jetzt „bitte nach Mettmann fahren“. Eine Verschlechterung, die keiner bestellt hat, aber jetzt auf dem politischen Tisch liegt wie ein kalter Kartoffelsalat. Immerhin gibt’s noch eine Notfallambulanz in Hilden – ein Lichtblick im medizinischen Bermuda-Dreieck des Südkreises.
Und dann war da noch Bundeskanzler Friedrich Merz, der mit seinen Aussagen zur Stadtbild-Debatte für Stirnrunzeln sorgte. Pommer aber bleibt gelassen. Mehr Grau statt Schwarz-Weiß, sagt er – was im politischen Alltag durchaus als Mut zur Realität gewertet werden darf. Schließlich sind die Probleme der Stadt auch selten einfach nur hell oder dunkel, sondern meistens in einem schönen, komplizierten Betonbeige gehalten.
Unterm Strich bleibt: Hilden hat gewählt, Pommer bleibt, der Rat wird spannend, und die Bürger dürfen sich auf fünf Jahre Haushaltsakrobatik, Mehrheiten-Mikado und hitzige Debatten freuen. Und vielleicht – ganz vielleicht – wird am Ende doch noch etwas richtig Gutes daraus. Oder zumindest ein neuer Antrag auf mehr Sitzkissen im Ratssaal.
Montag, 3. November 2025
3.11.2025: Hilden zwischen Hoffnung, Haushalt und Hitzköpfen – Bürgermeister Pommer bleibt am Ruder
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