Mittwoch, 5. November 2025

5.11.2025: Laternen, Lieder, Logistik – Wenn ganz Hilden zu leuchten beginnt

Alle Jahre wieder – nein, nicht Weihnachten, das kommt später – steht St. Martin vor der Tür. In Hilden heißt das: Man zieht sich warm an, sucht hektisch das Laternenbastelwerk des Nachwuchses zusammen, pfeift den „Laternenmarsch“ fünfmal am Stück (inklusive falscher Töne) und wundert sich, warum man sich das eigentlich jedes Jahr wieder antut. Und dann? Dann leuchtet es plötzlich überall. Und es ist einfach schön. Irgendwie.

Vom 5. bis zum 13. November wimmelt es in Hilden vor kleinen, leuchtenden Prozessionen. Es ist ein bisschen wie ein Festival der Kinderfreundlichkeit – nur mit deutlich mehr Gummibärchen und weniger Selfies. In der Hauptrolle natürlich: St. Martin. Mal hoch zu Ross, mal im Schritt-Tempo wegen Kinderwagen-Stau auf der Mittelstraße, aber immer mit dabei – der legendäre Mantel, der geteilt wird, als wäre er ein metaphorisches Brötchen. Und das ganz ohne glutenfreie Alternative.

Die Kitas und Schulen der Region überbieten sich gegenseitig in organisatorischer Präzision. Wer glaubt, man könne „mal eben“ zu einem Martinsumzug gehen, irrt. Zuerst muss man den richtigen Termin finden (es gibt ca. 37), dann den passenden Startpunkt (zwischen Kita, Kirche oder „irgendwo bei Rossmann“) und schließlich den einen Gutschein für die heiß ersehnte Martinstüte aus dem Tiefen des Ranzen-Chaos fischen. Und wehe, man hat den vergessen – dann ist das Drama größer als beim letzten Kita-Fasching ohne Verkleidung.

Natürlich gibt es auch Unterschiede: Manche Umzüge sind öffentlich, manche nur für Eltern und Kinder – sprich: Wenn man kein Kita-Kind hat, wird man spätestens an der Absperrung freundlich, aber bestimmt zum „Weckmann-to-go“ verwiesen. Auch kulinarisch ist einiges geboten: Würstchen, Kinderpunsch und Glühwein sind Pflicht. Denn während die Kinder trällern, stehen die Erwachsenen frierend, aber tapfer mit Thermobecher am Straßenrand und versuchen, aus „Ich geh mit meiner Laterne“ eine Drei-Strophen-Version zu machen. Spoiler: Es gibt nur eine. Danach wird improvisiert. Notfalls mit „Last Christmas“.

Und wer glaubt, das Ganze sei nur Kinderkram, der hat vermutlich noch nie erlebt, wie ein Mantel mitten auf dem Nové-Mesto-Platz geteilt wird, während 200 Kinder kollektiv „Heiliger Martin“ rufen und eine Blaskapelle mit Inbrunst gegen den Wind anspielt. Das ist große Gefühle in Kleinformat. Es ist Tradition, Nachbarschaft, Nostalgie – und ein bisschen Chaos. Aber eben das gute Chaos. Das, bei dem man sich fragt, warum man nicht längst auch eine Laterne bastelt. Oder wenigstens einen Glühweinbecher mit LED-Licht.

Am Ende zieht St. Martin davon, das Pferd ist wieder im Hänger, die Kinder haben klebrige Münder und die Eltern einen Termin beim Physiotherapeuten wegen „Trage-Laterne-Schulter“. Und trotzdem: nächstes Jahr sind alle wieder dabei. Denn wenn Hilden eins kann, dann ist es: im November Licht in die Dunkelheit bringen. Und das nicht nur mit Lampions, sondern mit Herz.

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