Manchmal braucht es nicht mehr als ein bisschen Rot, Gelb und Grün, um eine ganze Stadt in den kollektiven Wahnsinn zu treiben. Hilden zum Beispiel – sonst bekannt für beschauliche Reihenhaussiedlungen, mittelgute Verkehrsplanung und die Tatsache, dass es nicht Düsseldorf ist – wurde jüngst zum Spielball höherer Baugewalten. Genauer gesagt: der Deutschen Bahn. Und die, wie wir alle wissen, ist nicht gerade für ihre punktgenaue Planung oder ihre deeskalierenden Maßnahmen im Straßenverkehr bekannt.
Da stand sie plötzlich da, wie aus dem Nichts, wie ein Ufo aus dem Baustellen-Outer-Space: die Baustellenampel an der Düsseldorfer Straße/Benrather Straße. Man munkelt, sie wurde nachts aufgestellt, heimlich, leise – um den Überraschungseffekt zu maximieren. Die Reaktion der Autofahrenden? Zwischen hupend, fluchend und einer innerlich gekündigten Hoffnung auf pünktliches Ankommen lag alles im Bereich des Wahrscheinlichen.
Und das Beste: Die Ampel war nicht einmal der alleinige Übeltäter. Nein, als ob Hilden nicht schon genug durch die gesperrte A59 traumatisiert wäre, haute die Bahn noch einen drauf. Grund für das Chaos: An der Eisenbahnbrücke könnten sich Bauteile lösen. Was genau sich da löst, blieb offen – vielleicht Schrauben, vielleicht die Geduld der Pendler. Also: Baustelle her, Ampel aufgestellt, Stau marsch!
Das Ganze führte zu kilometerlangen Rückstaus, einem inoffiziellen Hupkonzert und der spontanen Gründung einer Selbsthilfegruppe „Verkehrstherapie Hilden e.V.“. Aber, und jetzt kommt der Lichtblick am Ende der Baustellenröhre: Die Ampel ist wieder weg. Abgebaut. Verschwunden. Ein letztes rotes Aufblinken, dann war sie Geschichte. Die Stadt verkündete fast feierlich: „Zum Feierabendverkehr ist die Fahrbahn wieder frei!“ – Ein Satz, der in Hilden etwa so viel Freude auslöste wie ein Freibier-Zapfhahn auf dem Stadtfest.
Bürgermeister Claus Pommer selbst musste sich übrigens auch mit einer Flut von Beschwerden auseinandersetzen. Der Mann hat vermutlich mehr E-Mails mit dem Betreff „Was soll der Mist?!“ bekommen als alle Servicecenter der Bahn zusammen. Doch er blieb diplomatisch: Man sei zwar nicht Bauherr, aber man versuche natürlich alles, um den Schaden zu begrenzen. Ein Satz, den man sich als Lebensmotto über die Couch hängen kann.
In diesem Sinne: Hilden atmet auf. Die Ampel ist weg, der Verkehr fließt wieder – zumindest bis zur nächsten „kurzfristigen Maßnahme“. Und wer weiß: Vielleicht wird ja bald auch die A59 freigegeben. Aber das wäre ja fast schon zu viel des Guten.
Freitag, 14. November 2025
14.11.2025: Wenn die Ampel plötzlich rot sieht – Hilden im Ausnahmezustand
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